Bericht zum Selbsterfahrungstag im Sächsischen Landtag am 23. Oktober 2023

Auf Einladung des Ausschusses für Soziales und gesellschaftlichen Zusammenhalt, konnten wir nach einer langen Vorbereitungszeit, diesen von uns initiierten Selbsterfahrungsaustausch, wie diese Aktion von der Seite des Landtages bezeichnet wurde, durchführen.

Unser ursprüngliches Ziel war es, möglichst vielen Abgeordneten des Landtages die Möglichkeit zu geben, sich einmal ganz persönlich in die Lebenswelt von Menschen mit Seheinschränkungen einzufühlen. So wollten wir erreichen, dass unsere Abgeordneten wirklich wissen, worüber sie sprechen und zum Schluss auch über die Zukunft der Teilhabeentwicklung entscheiden.

Die Wissens– und Erfahrungsvermittlung sollte die Erreichung von notwendigen Mehrheiten in den einzelnen Fraktionen, sowie auch im Landtag verbessern, wenn es um Entscheidungen für eine selbstbestimmte und vor allem gleichberechtigte Teilhabe unserer Menschen in Sachsen geht.

Der Ablauf war klar getaktet, denn uns stand nur ein begrenztes Zeitlimit von insgesamt 90 Minuten zwischen zwei nicht öffentlichen Beratungen des Ausschusses zur Verfügung.

Von Seiten des BSVS waren insgesamt 23 Personen beteiligt, die zu folgenden Themengebieten Rede und Antwort standen, bzw. Angebote für eine Selbsterfahrung bereithielten:

  • Teilhabe und Politik,
  • Förderpraxis im Freistaat,
  • Barrierefreiheit analog und digital,
  • Barrierefreie Wahlen,
  • Notwendige Assistenzleistungen und Administration des Verbandes,
  • Mobilität und lebenspraktische Fertigkeiten,
  • Taubblindenassistenz und Teilhabe,
  • Vorstellung Projekt Barrierefreiheit in öffentlichen Gebäuden und Öffentlichkeitsarbeit,
  • LHZ-Beratungsangebote und Hilfsmittel für den Alltag zum Kennenlernen,
  • BPA Beratungsangebote/Vortragsreihen vor Ort, mobil und digital und Möglichkeiten und Grenzen von technischen Hilfsmitteln,
  • Spezifische Angebote der Villa „Rochsburg“ und ihre Notwendigkeit zur Sicherung der Teilhabe.

Nach der Eröffnung durch die Ausschussvorsitzende, Frau Schaper, stellte diese uns die Teilnehmer aus den Fraktionen und die anwesenden Vertreter des Sozialministeriums namentlich vor. Nach dem darauffolgenden Abspielen unseres Imagefilms erfolgte unsererseits die Vorstellung und die Benennung der einzelnen Gesprächsgruppen, sodass jeder wusste, mit wem er es zu tun bekommt. Für jeden Teilnehmer hatten wir zusätzlich das Jahrbuch des DBSV und einen USB-Stick vorbereitet, auf dem noch einmal die gemeinsamen Forderungen der sächsischen Vereine zur Landtagswahl 2024, Informationen zu den Angeboten des BSVS und wichtige Links gespeichert sind.

Da im Plenum keine Fragen der Abgeordneten zu beantworten waren, ging es unverzüglich in den direkten Austausch. Unsere Vorbereitungen hatten sich gelohnt, die Angebote wurden von den ca. 40 anwesenden Teilnehmern rege in Anspruch genommen. Auch wenn einige Wenige sich sichtlich unwohl fühlten, hatten doch auch unsere zwei Reha-Lehrerinnen fortlaufend mutige Langstockdebütanten. So zeigten sich der Landtagspräsident, Dr. Mathias Rößler, genau so beeindruckt von dieser Erfahrung, wie auch Herr Dierks von der CDU-Fraktion. Die sprechende Mikrowelle demonstrierte, wie auch wir sie gefahrlos bedienen können, die Preisdifferenz von ca. 300 Euro sorgte dann doch für nachdenkliche Gesichter.

In den Gesprächen nach dem Kennenlernen oder Ausprobieren von den verschiedenen Hilfsmitteln oder Techniken wurde festgestellt, dass alles kein Ersatz für ein beeinträchtigtes Sehvermögen darstellt. Es ist ein bedeutend größerer Zeitaufwand für alles notwendig, im Vergleich erfordert jede Verrichtung und Unternehmung des täglichen Lebens viel mehr Aufmerksamkeit und Energie.

Am Infostand der Villa Rochsburg konnte den Politiker/-innen verdeutlicht werden, wie wichtig dieser Ort für gemeinsame Zeit unter Mitmenschen mit vergleichbaren Problemen ist. Warum Seminare mit speziell auf unsere Zielgruppe zugeschnittenen Inhalten sowie der Erfahrungsaustausch zwischen betroffenen Menschen bezahlbar sein muss, wurde deutlich erkennbar.

Ausgehend von den gerade gemachten Erfahrungen und Erkenntnissen der Abgeordneten, konnten wir den Dialog auf unsere notwendigen Grundforderungen zurückführen. Wir machten den Landespolitikern deutlich, dass es in den Wahlprogrammen für die Landtagswahl darauf ankommt, dass sich die ca. 20 Prozent behinderte Menschen in Sachsen mit ihren Familien in diesen wiederfinden müssen. Wenn dies nicht geschieht, machen unsere betroffenen Menschen ihr Kreuz nicht bei den etablierten Parteien oder gehen überhaupt nicht zur Wahl. Und 20 Prozent sind für manche Parteien schon mehr, als sie zurzeit einfahren würden. Die hessische CDU hat ihren Wählern im Wahlbaustein zugesichert, dass es in Hessen das höchste Blindengeld in Deutschland geben wird. Das hat ohne Zweifel viele Stimmen gebracht, ist aber für Sachsen in der dafür erforderlichen Höhe von über 800 Euro nicht unser Anspruch.

In unserem Freistaat geht es um ein zeitgemäßes Blindengeld und Nachteilsausgleiche, die diese Bezeichnung auch verdienen. Die Wiedereinführung der Dynamisierung ist der zweite wichtige Teil, der dafür sorgen kann, dass wir endlich aus der seit vielen Jahren bestehenden Bittstellerrolle herauskommen. Gleichfalls ist auch eine Überführung des LblindG in ein Teilhabegeldgesetz angezeigt, in der alle Gruppen von betroffenen Menschen verankert werden sollten.

Alle diese Themen konnten wir an den Mann bzw. die Frau bringen und auch wenn nicht jeder Gesprächspartner mit unseren Forderungen und Themen vollumfänglich mitgehen konnte, wurde doch ziemlich einstimmig festgestellt, dass etwas getan werden muss.

Das bestätigte auch Frau Ministerin Köpping sowie auch die anwesenden Vertreter der einzelnen Fraktionen.

Und es kam wie es kommen musste, die Zeit war schnell vorbei, sodass wir im vollen Dialog abbrechen mussten.

Wenn es nach unserem sichtlich beeindruckten Landtagspräsidenten, Herrn Dr. Mathias Rößler geht, wünscht er sich eine Wiederholung dieser Aktion. An uns soll es nicht liegen, wir sind gern wieder dabei.

Nun warten wir gespannt auf die fertigen Entwürfe der Wahlprogramme, wir werden diese anhand unserer Forderungen genau unter die Lupe nehmen. Denn nur wenn diese berücksichtigt werden, gibt es die Chance, dass sie es auch in den neuen Koalitionsvertrag schaffen.

Unser Dank geht an alle Beteiligten des BSVS, an Frau Förster vom Ausschussbüro sowie an die Ausschussvorsitzende Frau Schaper, die mit großem Einsatz zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben.

Auch im Sachsen Fernsehen gab es einen Beitrag: https://t1p.de/6a53c.

Andreas Schneider
Landesvorsitzender des BSVS e. V.

Pressemitteilung – Selbsterfahrungsaustausch im Sächsischen Landtag

Dresden, der 28. September 2023: Auf Einladung des Sozialausschusses des Sächsischen Landtages wird der Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e. V. am 23. Oktober 2023 in der Lobby des Plenarsaales des Landtages den Mitgliedern des Sozialausschusses für einen Selbsterfahrungsaustausch zur Verfügung stehen.

Die Grundlage bilden dabei die gemeinsamen Forderungen der sächsischen Vereine der Menschen mit Seheinschränkungen zur Landtagswahl 2024. Die Abgeordneten haben die Möglichkeit, einmal durch eigenes Erleben die Herausforderungen kennenzulernen, die etwa 20 Prozent der Menschen im Freistaat täglich bewältigen müssen. Dabei stehen Ihnen die vielfältigen Angebote des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Sachsen e. V. mit spezieller Technik, Mobilitätstrainerinnen für einen Blindlauf und erfahrene Verbandsmitglieder zum gegenseitigen Austausch zur Verfügung. In der Zeit von 13.00 bis 14.30 Uhr haben auch weitere Landtagsmitglieder die Gelegenheit, sich zu informieren und ins Gespräch zu kommen.

Ziel ist die Sensibilisierung der Landtagsabgeordneten auf die Bedarfe von sehbehinderten, blinden und taubblinden Menschen.

Wir möchten explizit darauf hinweisen, dass dieser Termin öffentlich und für Medienvertreter zugänglich ist. Wir laden Sie ein, diesen Selbsterfahrungsaustausch zu begleiten und bitten um eine kurze Voranmeldung.

Kontakt

Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e.V.
Katrin Freytag-Liebing
Öffentlichkeitsarbeit & Projektleitung
Telefon: 0351 80 90 654
E-Mail: k.freytag-liebing@bsv-sachsen.de

Ausschreibung zur 31sten Landespokalmeisterschaft im Kegeln des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Sachsen e. V.

Liebe Sportfreundin, lieber Sportfreund,

hiermit lade ich alle interessierten Keglerinnen und Kegler des BSVS und mit dem DBSV korrespondierenden Mitglieder, die ihren Wohnsitz in Sachsen haben, zu unserem 31sten Pokalkampf ein. Er findet am Sonnabend, dem 16. Dezember 2023 in der Kegelsportanlage des ESV Lok Chemnitz, Christian-Wehner-Str. 4, in 09113 Chemnitz statt. Beginn ist 09:00 Uhr und Wettkampfende wird gegen 15:00 Uhr sein. Spielberechtigt sind alle Mitglieder des BSV Sachsen e. V. und Fördermitglieder, die im Besitz einer Mitgliedskarte sind und diese vor Spielbeginn vorlegen können. Weiterhin sind auch solche Personen spielberechtigt, die Mitglied in korrespondierenden Verbänden/Vereinen wie Proretina und DVBS sind.

Spielmodus

Es werden 4 x 25 Wurf in die Vollen gespielt. Es wird in den Gruppen B1 (blind), B2 (praktisch blind) und B3 (sehbehindert) gestartet, wobei Damen und Herren gesondert gewertet werden. Außerdem wird ein Mannschaftspokal ausgespielt, wobei die Mannschaft aus 4 Spielerinnen oder Spielern besteht und ein Mannschaftsmitglied in der Gruppe B1 und B2 spielen muss. Die übrigen Plätze sind frei zu besetzen. Spielerinnen und Spieler der Gruppe B1 tragen eine anliegende, lichtundurchlässige Brille. Es gilt bei Wettkampfkeglern die sportärztliche Einstufung! Freizeitsportler werden vor Ort durch Befragung eingestuft!

Hinweis

Spielerinnen und Spieler der Gruppe B2 müssen aus dem Stand kegeln bzw. dürfen nach Abspiel der Kugel einen Ausfallschritt machen. Spielerinnen und Spieler der Gruppe B3 spielen ohne Einschränkung.

Mannschaftswertung

Es gibt für die einzelnen Gruppen keine Boni mehr. Ab dem 65sten Lebensjahr erhält der Spieler 20 Punkte auf sein Ergebnis. Es dürfen Spielgemeinschaften gebildet werden, die im Falle eines Sieges auch den BSVS beim Bundespokalkampf in dieser Besetzung vertreten sollten. Diese Spielgemeinschaften müssen vor Wettkampfbeginn feststehen!

Beispiel: Dresden/Chemnitz startet:

Im Falle eines Sieges darf auch nur so zum Bundespokal angetreten werden. Ersatzspieler müssen vorher benannt werden und in der Lage sein, ausfallende Schadensklassen abzudecken.

Die Pokale werden in den Schadensklassen B1, B2, B3 sowie in der Mannschaft ausgespielt. Die Sieger in den einzelnen Klassen qualifizieren sich für die Bundespokalmeisterschaft 2024 in Magdeburg. Zur Deckung der entstehenden Unkosten wird ein Startgeld von 6,00 € pro Teilnehmer erhoben. Der Veranstalter übernimmt keine Haftung für Gegenstände der Sportler und Sportlerinnen

Die Teilnahmemeldung sollte mich bis zum 03.12.2023 wie folgt erreichen:

Die Anmeldung sollte folgende Infos enthalten:

  • Name, Vorname,
  • Kreisorganisation,
  • Schadensklasse,

In der Hoffnung, dass sich wieder eine große Zahl von Sportfreundinnen und Sportfreunden an diesem Wettkampf beteiligen, geht es doch nicht um Höchstleistungen, sondern um den Spaß, verbleibe ich mit dem Gruß der Kegler:

Gut Holz

Wolfgang Freudenberg
Landeskegelwart

MDR-Strategie „Barrierefreie Angebote“

Spitzentreffen, 7.September 2023, 10:30 -13:30 Uhr, Georg Schmolz, Redaktionsleiter Barrierefreiheit

MDR-Spitzentreffen mit Behindertenverbänden
am 07.09. 2023 im MDR Leipzig
Prof. Dr. Thomas Kahlisch (Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen), Karola Wille (MDR-Intendantin) und Georg Schmolz (Erster Redakteur, Redaktion Barrierefreiheit im MDR) v.l.
Foto: MDR/Danilea Höhn

Ich begrüße Sie auch in diesem Jahr sehr herzlich und freue mich auf den gemeinsamen Austausch.

In den vergangenen Jahren haben wir sie über die Zunahme barrierefreier Zugänge im MDR FERNSEHEN informiert. Jedes Jahr gab es ein Plus an Untertitelung, ein Mehr an Gebärdensprache und auch eine wachsende Audiodeskription. Was der MDR alles barrierefrei anbietet, darüber wollen wir die Menschen noch besser informieren. Zu Vielfalt und Umfang der Angebote gibt es neu vier Videos, die über die barrierefreien Programmzugänge z.B. im MDR FERNSEHEN informieren.

Über einen QR-Code gelangen Sie zu den vier Videos zu Untertitelung, Gebärdensprache, Audiodeskription und Leichte Sprache:

Über einen QR-Code gelangen Sie zu den vier Videos zu Untertitelung, Gebärdensprache, Audiodeskription und Leichte Sprache.

Alle vier sind untertitelt und mit Gebärdensprache übersetzt. Den Code können Sie gerne auch veröffentlichen.

Lineares Fernsehen und non-lineare Mediathek

 Die Intendantin hat es bereits erwähnt. Im Mittelpunkt steht heute nicht so sehr die Barrierefreiheit des MDR FERNSEHEN. Sondern ob und in welchem Umfang die digitalen Angebote z.B. im Internet für Sie zugänglich sind.

Warum ist das wichtig? Viele Menschen schauen nicht mehr klassisch Fernsehen, sondern sind im Netz, in den sozialen Medien unterwegs und nutzen unsere Angebote lieber non-linear. Das gilt für den Livestream des MDR Fernsehen aber ganz besonders für die Videos in der Mediathek. Das Angebot in der Mediathek ist vielfältiger und deutlich umfangreicher. Denn die digitale Welt kennt keine 24 Stundenschema, keine festen Sendezeiten, keine vorgegebene Sendelänge.

Die Frage ist: Gelingt es dem MDR die digitale Barrierefreiheit auf ein vergleichbares Niveau zu bringen, wie sie im MDR Fernsehen vorhanden ist?

Barrierefreie lineare Angebote im MDR FERENSEHEN

Wenn diese Angebote die Richtschnur sind, wo stehen wir also in der analogen Barrierefreiheit?

  • 95% des MDR Fernsehen stehen für Sie mit Untertitelung zur Verfügung – vom Programmtrailer bis zur mehrstündigen Unterhaltungsshow. Keine Landesrundfunkanstalt bietet mehr.
  • Kein Sender hat außerdem so viel Gebärdensprache im Angebot. Jährlich bieten wir etwa 38.000 Sendeminuten (= 634h) für gehörlose Menschen mit Deutscher Gebärdensprache. Darunter z.B. auch alle Tatorte und Polizeirufe 110 im ERSTEN. Es ist die erste regelmäßige fiktionale Sendung im deutschen Fernsehen mit DGS.
  • Täglich bietet das MDR Programm durchschnittlich etwa 5 Stunden mit Audiodeskription. Übrigens sind es am Abend sogar über 35% mit Hörbeschreibung.

Das ist insgesamt ein Angebot, das sich sehen lassen kann. Hinzukommt, dass wir neben dem Ausbau dieser Angebote zugleich deren Qualität regelmäßig prüfen. An dieser Stelle ein „Danke“ an Sie. Denn diese Qualitätskontrolle geschieht mit Ihrer Hilfe. Allein sieben Treffen, Workshops und Seminare haben wir im letzten Herbst mit den verschiedenen Verbänden veranstaltet und verbessern auch damit die barrierefreien Angebote.

Barrierefreie non-lineare Angebote in der Mediathek

Wo steht der MDR nun in der „Digitalen Barrierefreiheit“? Sie erinnern sich vielleicht, vor einem Jahr hatten wir Ihnen die Strategie vorgestellt. Ist sie bisher erfolgreich?

Diese Herausforderung scheint ganz einfach zu sein. Denn sämtliche barrierefreien Programmzugänge aus der linearen Verbreitung, also aus dem Fernsehen (UT, DGS, AD) werden, wo es rechtlich möglich ist, auch in der digitalen Verbreitung angeboten. Das Programmangebot im Fernsehen beruht auf 24 Stunden Sendezeit täglich. Die Zahl der Videos im Internet hingegen ist nicht begrenzt. Allein von 2021 auf 2022 haben die Videos auf der MDR-Webseite um ca. 300% zugenommen und das web-exklusive Angebot wächst weiter. Und damit auch das Volumen, das barrierefrei ausgestattet werden muss.

Was heißt das praktisch für z.B. die Mediathek, die der MDR in seiner Barrierefreiheitsstrategie besonders in den Fokus gestellt hat: 2021 zählte das MDR-Angebot in der ARD-Mediathek ca. 300.000 Sendeminuten, von denen 81% untertitelt waren. Ein Jahr darauf, 2022, waren es über ca. 750.000 Sendeminuten. Trotz des deutlich gewachsenen Volumens konnten wir die Untertitelungsquote auf 86% steigern. Und aktuell?

  • Wenn wir die bisherige Entwicklung in diesem Jahr hochrechnen, müssen wir von ca. 1,2 Millionen Sendeminuten ausgehen, die bis zum Jahresende in der Mediathek angeboten werden. Man würde erwarten, dass die digitale UT-Quote einbricht oder zumindest stagniert. Das ist nicht der Fall. Unsere Arbeitsabläufe haben wir so optimiert, dass wir für dieses Jahr von 88% UT in der Mediathek ausgehen.
  • Angebote mit Gebärdensprache werden vom MDR non-linear verbreitet. Diese Entscheidung war vor einigen Jahren sehr vorausschauend getroffen worden und sie bedeutet, dass Sie z.B. den Tatort am Sonntag im ERSTEN mit DGS entweder im Smart-TV (HbbTV) zuschalten oder den Livestream MDR+ im Internet verfolgen können. Es vereint – im gewissen Sinn – das Beste aus beiden Welten. Deshalb muss der MDR die digitale Barrierefreiheit für dieses Angebot nicht neu entwickeln.

Es gibt aber Änderungen. Die Sendung MDR um 11 am Vormittag wurde eingestellt. Seit Montag, dem 4.9.2023 informiert die Sendung „MDR um 2“ über alles Wichtige aus den Regionen Mitteldeutschlands. Sie wird deshalb auch in DGS übersetzt. Der frühe Nachmittag bietet die Chance auf noch mehr Informationen. Wir haben über diese Änderung in unseren regelmäßigen Newsletter informiert.

An dieser Stelle werbe ich gerne für unseren Newsletter. Er stellt Ihnen jede Woche die barrierefreien Höhepunkte des MDR Programms vor. Den Newsletter der MDR-Barrierefreiheit können sie abonnieren unter: https://www.mdr.de/barrierefreiheit/newsletter/index.html 

  • Für blinde und sehbehinderte Nutzer und Nutzerinnen steigern wir die Hörfilmbeschreibung web-exklusiver Formate. Insgesamt 272 Hörfilme produzierte der MDR im letzten Jahr. Darunter zusätzlich etwa 20 web-exklusive Hörfilmfassungen mit etwa 1.000 Sendeminuten. Darunter sind fiktionale Formate ebenso wie Dokumentarisches. Letzteres ist übrigens ein Schwerpunkt der Audiodeskription im MDR. Knapp die Hälfte aller Hörfilme sind Dokus und Reportagen.

Leichte Sprache

Das sind die klassischen barrierefreien Programmzugänge. Dazu kommen weiter Angebote, damit der MDR sein vielfältiges Angebot allen Menschen zugänglich machen kann. Deshalb gibt es z.B. Nachrichten in Leichter Sprache für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder auch funktionalen Analphabeten. Bei manchen Themen sind die Nachrichten allein aber nicht ausreichend für das Verständnis. Zum Beispiel Corona oder der Ukraine-Krieg u.v.m. Deshalb ergänzen wir diese Nachrichten seit dem Frühjahr mit Informationen in Leichter Sprache. Sie sollen Hintergründe und Zusammenhänge erläutern.

ir wollen in diesem Bereich aber noch mehr erreichen. Wir treffen uns regelmäßig auf der Arbeitsebene mit Ihnen und haben solche praktischen Begegnungen auch mit Menschen mit Lernschwierigkeiten. Deshalb haben wir heute zum Beispiel einen Vertreter dieser Gruppe behinderter Menschen als Gast zum Spitzentreffen eingeladen. Als Gesprächspartner in Fragen der Leichten Sprache hat er uns schon oft mit seinem Rat praktisch unterstützt. Deshalb ist es er heute bei uns. Außerdem haben wir im MDR einen zweiten Vertreter der Menschen mit Lernschwierigkeiten, der in der Redaktion Barrierefreiheit derzeit hospitiert. Beides ist eine Premiere für uns und es ist eine sehr spannende Zeit, in der wir mit Sicherheit viel lernen werden.

Hörfunk – Texte zum Nachlesen

Etwas Neues hat sich der MDR auch für hörgeschädigte Menschen einfallen lassen: Wir bieten ausgewählte Angebote der Audiothek in Textform zur Nachlese an. Als Auftakt stehen insgesamt vier Podcasts und einige Reportagen verschriftlicht zur Verfügung (Beispiele: KEMFERTS KLIMA, WAHLKREIS OST, KEKULÉS GESUNDHEITS- sowie CORONAKOMPASS).

Sie sehen, der MDR löst sein Versprechen ein. Er macht ihnen mehr und mehr barrierefreie Angebote. Das gilt für Programmzugänge und -inhalte ebenso wie außerhalb, off screen, wie man sagt.

Inklusion in und außerhalb des MDR-Programms

Ein Beispiel ist das Fanfest von „In aller Freundschaft“ am 28.Oktober. Es wird ein inklusives Fest sein: Die Führungen durch das Set gegenüber in der MediaCity werden z.B. inklusiv sein. Für hör- bzw. sehbehinderte Gäste wird es Gebärdensprachübersetzungen und Hörbeschreibungen geben. So können Sinnesbehinderte und Nichtbehinderte gemeinsam an den Führungen teilnehmen. Auch das Festprogramm hier auf dem Gelände wird entsprechend unterstützt. Eine schöne Herausforderung, an der wir derzeit intensiv arbeiten.

Im Programm wächst die Zahl der Themen, die sich mit Fragen, Menschen und Aufgaben rund um Behinderungen beschäftigen, z.B. Kultur- und Reisetippes für behinderte Menschen wie in hinREISEND. Ganz besonders gilt das für „Selbstbestimmt“.  Die Sendung von behinderten Menschen für alle Interessierten wurde überarbeitet und präsentiert sich seit diesem Jahr im neuen Gewand. Drei sogenannte Hosts, im weitesten Sinne so etwas wie Moderatoren, beleuchten ein Thema von mehreren Seiten. Das Besondere: die drei Hosts Mathias Mester, Tan Caglar und Gina Rühl sind selbst behindert. Sie treffen interessante Gesprächspartner und –innen, manche ebenfalls behindert, manche nicht, und diskutieren spannende Fragen, wie z.B.: Wie geht guter Sex? Was reizt uns an Extremen? Brauchen wir Helden? Die Sendung steht mit UT, Gebärdensprache und Audiodeskription sowohl in der Mediathek wie im MDR Fernsehen zur Verfügung. 

Ein anderes wichtiges Thema sind Kinderprogramme und Barrierefreiheit. Der MDR verantwortet federführend für die ARD und das ZDF auch den Kinderkanal (KiKA).

Auch KiKA pflegt einen praktischen Austausch auf der Arbeitsebene. Dabei ist z.B. die Anregung entstanden, auch die Programmangebote für Vorschulkinder barrierefrei zu gestalten. Das richtet sich weniger an die KiKA-Zielgruppe (Kinder von 3 bis 5 Jahren), vielmehr an hörgeschädigte Erziehungsberechtigte bzw. Begleitpersonen. Beispiel ist das KiKA-Format „ENE MENE BU“, das seit neuestem untertitelt wird.

  • Im KiKA wächst die Untertitelquote 2022 und 2023: – Stand 31.12.2022: 71,4 Prozent – Stand 30.06.2023: 73,9 Prozent.
  • Das gilt auf niedrigerem Niveau auch für Audiodeskription. 2022 und 2023: – Stand 31.12.2022: 5,8 Prozent – Stand 30.06.2023: 8,2 Prozent.
  • Gebärdensprache Das KiKA-Eigenformat „Triff…“ wird mit DGS ausgestattet. Die 90-minütige Live-Show „KiKA Award“ in Erfurt live wird gebärdet und per Livestream bereitgestellt.

Die Partnersender der ARD und das ZDF statten ihre Zulieferungen an KiKA zunehmend ebenfalls barrierefrei aus, wie, z.B. Sesamstrasse, Sendung mit der Maus, logo, Wissenmacht Ah usw.

Die barrierefreien Fassungen stehen ebenfalls, wo es die Rechtelage erlaubt, auf kika.de und in der KiiKA-Player-App nonlinear zur Verfügung.

Besondere Projekte – Am 24.09.23 werden anlässlich des Internationalen Tages der Gehörlosen ganztägig vielfältige Programme im linearen KiKA-TV-Angebot in Gebärdensprache ausgestrahlt. Und es ist geplant Live-Show „Junior Eurovision Song Contest 2023“ am 26.11.23 mit Live-DGS und -AD zu übertragen.

„Ich kann das barrierefreie Programm nicht empfangen!“

Das soweit der Überblick über die barrierefreien Angebote des MDR. Wir wollen Sie aber auch über Schwierigkeiten informieren, auf die wir auf einem ganz anderen Feld stoßen: Die zunehmende Vielfalt der Verbreitungswege wie auch die zunehmende Komplexität der notwendigen Technologien erschwert gelegentlich, dass Sie unsere Angebote erfolgreich nutzen können

Ein Beispiel: Der MDR hat eine neue Sendeabwicklung eingerichtet. Das ist die Stelle, die im Fernsehen die Sendungen steuert. Mit der Aktivsetzung kam es seit März d.J. zu vielen Ausfällen der Untertitel. Die neue Software „spielte“ u.a. nicht mit anderen Programmierungen. Eine Arbeitsgruppe aus allen beteiligten Bereichen konnte schließlich die Probleme lokalisieren, der Softwareentwickler musste noch mal sozusagen ins Labor. Nun scheint das Problem behoben zu sein.

Oft kommt es zu Fehlern, die extern begründet sind: Im letzten Jahr war die Gebärdensprache zwar im Livestream im Netz, nicht aber im HbbTV zugänglich. Nach zehn Tagen konnten wir die Ursache finden: In der ARD Mediathek in Mainz war eine Software ausgetauscht worden, die offensichtlich HbbTV beeinflusst hat.

Ein anderes, ganz besonderes Beispiel: Kabelnetzbetreiber erhalten vom MDR das vollständige Sendesignal, also einschließlich der Untertitel. Bei einem Betreiber ist das Signal nur unvollständig weitergeschickt worden. Mit dem Ergebnis, dass die UT beim Endnutzer verschwunden war. Dank der Kollegen unserer Technikhotline (Kontakt: Technik@mdr.de bzw. 0341 300 9595) konnte das Problem lokalisiert und behoben werden. Barrierefreiheit ist keine Einzelleistung, sondern die Leistung vieler Beteiligter.

Wir alle hier im MDR sind in allen Fragen – auch bei Empfangsproblemen – bemüht, Abhilfe zu schaffen. Ich bitte aber um ihr Verständnis, dass das manchmal gar nicht so einfach ist. Wenn wir z.B. entweder davon nicht wissen oder externe Fehlerquellen und Ansprechpartner gefunden werden müssen.

Das Positive daran ist, wir finden in der Regel die Fehlerquellen. Und zwar dann, wenn Sie uns sagen, da und da gibt es ein Problem. Wenn Sie uns informieren, sei es über die Technik-Hotline, den Zuschauerservice oder ganz einfach uns: Die Barrierefreiheit (Barrierefreiheit@mdr.de ).

Wir sind für Sie da!

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

(geschrieben Georg Schmolz, Redaktionsleiter Barrierefreiheit, MDR)