Sehbehindertentag am 6. Juni 2020

Auch und gerade in Corona-Zeiten: Unterstützung für sehbehinderte und blinde Menschen in Sachsen

Berlin, 3. Juni 2020. Wer sehbehindert oder blind ist, steht seit März vor ganz neuen Problemen. Darauf weist der Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e. V. anlässlich des bundesweiten Sehbehindertentages am 6. Juni hin.

Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) hat im Mai eine Umfrage unter Betroffenen durchgeführt, aus der deutlich wird, wo es im Alltag Corona-bedingt hakt. So haben beispielsweise viele Befragte Schwierigkeiten mit der Pflicht, einen Einkaufswagen zu benutzen, weil das den Einsatz ihres weißen Stockes unmöglich macht. Wer im Supermarkt Nudelpackungen abtastet, um die richtige Sorte zu erwischen, muss sich auf böse Kommentare gefasst machen und auch Abstandsmarkierungen, die mit dem Stock nicht ertastet werden können, sorgen für Probleme. Zudem sind viele Bereiche in Geschäften und Arztpraxen mit transparentem Plexiglas „verbarrikadiert“ worden. Sehbehinderte Menschen stoßen sich daran die Köpfe und verbringen viel Zeit damit, die „Durchreiche“ zu suchen. Die Liste der Probleme ließe sich fortsetzen. Zahlreiche Befragte geben an, dass sie sich kaum noch aus dem Haus trauen, aus Sorge, etwas falsch zu machen.

Der Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e. V. ist auch in der Corona-Krise für alle sehbehinderten und blinden Menschen in Sachsen erreichbar:

Telefon: 0351 80 90 611
E-Mail: info@bsv-sachsen.de

Mann mit Langstock im Straßenverkehr
Foto: DBSV/Ziebe

Wie kann man sehbehinderte und blinde Menschen unterstützen?

Mehr als 200 Betroffene haben ihre Wünsche und Tipps an den DBSV geschickt, die am häufigsten genannten sind hier veröffentlicht:

Corona-Ratgeber für sehbehinderte und blinde Menschen

Der Corona-Ratgeber speziell für blinde und sehbehinderte Menschen – von den Tipps eines Virologen über Hinweise zur Ansteckungsgefahr beim Führen bis zu arbeitsrechtlichen Fragestellungen:

  • Im Internet: dbsv.org/corona
  • NEU! Zum Hören übers DBSV-Infotelefon 030 / 2555 80808

Politische Forderungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise:

Stichwort „Bundesweiter Sehbehindertentag“

Laut Hochrechnungen auf Basis von WHO-Zahlen gibt es mehr als eine Million sehbehinderte Menschen in Deutschland. Um auf die Bedürfnisse dieser Menschen aufmerksam zu machen, hat der DBSV im Jahr 1998 einen eigenen Aktionstag eingeführt: den Sehbehindertentag. Er findet jährlich am 6. Juni zu einem bestimmten Thema statt. www.sehbehindertentag.de

(Quelle: Volker Lenk, Pressesprecher, DBSV)

Erklärung des Landesvorstandes zur derzeitigen Situation

Eine angestrengte Zeit liegt hinter Jedem von uns.

Viele Herausforderungen waren in der Familie, im Beruf und auch in unserem Verband zu bewältigen.

Mit großem Einsatz, mit Kreativität und auch einer gehörigen Portion Ausdauer haben wir versucht, das maximal Mögliche für uns und unsere Mitglieder zu Organisieren.

Der Landesvorstand möchte sich an dieser Stelle ganz herzlich bei Allen bedanken, die mit ihrem Einsatz vor Ort zum Erfolg dieser Strategie beigetragen haben.

Die härteste Zeit scheint nun vorbei zu sein und auch wir können schrittweise das Verbandsleben wieder aktivieren. Die Corona-Pandemie wird uns aber auch weiterhin Grenzen setzen, die wir bei allen unseren Unternehmungen nie aus den Augen verlieren dürfen.

Die Rahmenbedingungen geben uns der Bund, das Land und die zuständigen Gesundheitsämter vor. Jeder muss aber auch selbst für sich entscheiden, welche Möglichkeiten der Öffnung er war nimmt. Diese persönlichen Entscheidungen könne wir niemanden abnehmen oder gar vorschreiben.

Die ständige Dynamik der Entwicklungen wird auch zukünftig jeden immer wieder zu neuen Entscheidungen zwingen, wir sind aber voller Zuversicht, diese Herausforderungen gemeinsam zu meistern.

In den regelmäßig erscheinenden allgemeinen Rundschreiben informieren alle Einrichtungen unseres Landesverbandes zu den aktuellen Entwicklungen bei der schrittweisen Anpassung ihres Geschäftsbetriebes. Auch die ersten BPA-Beratungsstellen und unser Beratungsmobil sind wieder für die Ratsuchenden da. Die erste Mitgliederversammlung findet statt, unsere Villa Rochsburg erwartet ab 19. Juni die ersten Gäste und auch unser LHZ bereitet sich auf die ersten Außenveranstaltungen vor.

An dieser Stelle bitten wir um Eure Hilfe und Unterstützung:

Bitte nutzt die Angebote unserer Einrichtungen, so könnt Ihr mithelfen, den entstandenen Schaden durch die erzwungene Schließung ein wenig zu minimieren.

Alle Mitarbeiter sind voller Tatendrang und warten auf Euch!

Bitte nutzt zur Information auch die nachfolgenden, immer aktuellen Links:

  1. aktuelle Verordnung Land Sachsen: Anordnung von Hygieneauflagen, www.coronavirus.sachsen.de
  2. Corona-Hinweise DBSV: https://www.dbsv.org/corona.html

Bitte bleiben Sie GESUND!

Landesvorstand

Erklärung des Vorstandes

Aufgrund der außerordentlichen Situation, die durch das sich ausbreitende Coronavirus entstanden ist, legt der Landesvorstand des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Sachsen e. V. folgende Sofortmaßnahmen fest:

1. Koordinierungsstelle

In der Geschäftsstelle wird bis auf Weiteres ein Notbetrieb eingerichtet. Für telefonische Anfragen und Auskünfte steht am Dienstag und am Donnerstag, in dem Zeitraum von 13.00 bis 16.00 Uhr, jemand zur Verfügung.

2. Veranstaltungen vom BSVS

Alle anstehenden Veranstaltungen werden bis auf weiteres abgesagt. Das betrifft die Landesdelegiertenkonferenz, Mitgliederversammlungen, welche ins zweite Halbjahr verlegt werden müssen, sowie auch die Treffen in den Regionalgruppen, Fachgruppen und Arbeitsgruppen des Verbandes. Das betrifft auch die vom BSVS organisierten Sportveranstaltungen.

3. Blickpunkt Auge

Das Blickpunkt Auge Mobil stellt bis auf weiteres seine Tätigkeit ein. Telefonische Auskünfte werden weiterhin dienstags von 9.00 bis 14.00 Uhr und freitags in der Zeit von 9.00 bis 12.00 Uhr erteilt.

4. Teilnahme an Gremien

Die Teilnahme von Mitgliedern unseres Verbandes an Veranstaltungen wie zum Beispiel Behindertenvertretungen, Landesarbeitsgruppen usw. sind abzusagen, wenn das von Seiten der verschiedenen Gremien nicht schon erfolgt ist.

5. Landeshilfsmittelzentrum

Das Ladengeschäft des Landeshilfsmittelzentrums, in der Louis-Braille-Str. 6, in Dresden bleibt bis auf weiteres für Besucher geschlossen. Telefonische Beratung und Bestellungen (0351 – 80 90 624) sowie Bestellungen im Onlineshop bleiben davon unberührt.

An Hilfsmittelveranstaltungen, sofern sie vom Veranstalter noch nicht abgesagt wurden, werden wir bis voraussichtlich 17. April 2020 nicht teilnehmen. Über Änderungen werden wir rechtzeitig informieren.

6. Aura-Pension Villa Rochsburg

Die Veranstaltungen in unserer Villa müssen abgesagt werden. Auf Grund der Situation werden für Stornierungen vor dieser Veröffentlichung keine Stornokosten berechnet.

Wir werden Sie rechtzeitig informieren, wenn wir den Veranstaltungsbetrieb wieder aufnehmen.

Liebe Mitglieder wir Alle stehen zusammen vor einer völlig neuen Lage. Wie lange, und wie stark jeder von uns mit dieser Situation leben muss, kann NIEMAND voraus sehen. Trotz aller Einschränkungen kommt es darauf an, unser Verbandsleben so gut wie möglich zu erhalten.

Den Kreisvorständen und den Regionalgruppenleitungen kommt jetzt eine besondere Rolle zu. Haltet regelmäßig Kontakt zur Mitgliedschaft, tauscht Informationen aus, erkundigt Euch, wie es vor allem unseren älteren Mitgliedern geht und organisiert Hilfe dort, wo sie gebraucht wird.

Auch gibt es jetzt die Möglichkeit, sich mit dem zu befassen, was schon lange einmal gemacht werden sollte. Wir denken da nicht nur an persönliche Dinge, auch Konzepte und Pläne oder neue Ideen für unsere Vereinsarbeit könnten vorbereitet werden.

Nutzt dazu auch die elektronischen Medien, aber auch das gute alte Telefon. So müssen wir alle zusammen versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.

A. Schneider
Stellvertretender Vorsitzende

H. Funke
Pressesprecher

Immer mehr Beiträge des MDR barrierefrei

Bild (v.li.): Prof. Dr Karola Wille (MDR-Intendantin), Prof. Dr. Thomas Kahlisch (Direktor der Deutschen Zentralbücherei für Blinde) und Georg Schmolz (Leiter Barrierefreiheit)
MDR Spitzentreffen der Behindertenverbände – 29.01.2020 – im Bild (v.li.): Prof. Dr Karola Wille (MDR-Intendantin), Prof. Dr. Thomas Kahlisch (Direktor der Deutschen Zentralbücherei für Blinde) und Georg Schmolz (Leiter Barrierefreiheit),

Wie es nun schon seit einigen Jahren Tradition ist, empfing die Intendantin des Mitteldeutschen Rundfunks, Frau Professor Carola Wille Ende Januar wieder Vertreter von Behindertenverbänden und Selbsthilfeorganisationen zum jährlichen Spitzengespräch zum Thema Barrierefreiheit. Den Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen vertrat dessen Pressesprecher. Das Motto des Gespräches lautete „miteinander leben“. Anliegen des MDR war und ist es stets, die Teilhabe aller an den Programmen der Sendeanstalt sicherzustellen, unterstrich Frau Professor Wille. Dazu gehört es auch, die Barrierefreiheit auf den Internetseiten durchgängig zu sichern, so die Intendantin weiter. Die Mediathek werde weiter barrierefrei ausgebaut, versicherte sie. Die guten Kontakte zu den Verbänden und Selbsthilfeorganisationen der behinderten Menschen unterstrich auch Georg Schmolz, der Leiter der Abteilung Barrierefreiheit beim MDR in seinen Ausführungen. Deutlich wurde in der Diskussion aber auch, dass die gesellschaftliche Teilhabe in den Mediengesetzen sichtbarer werden muss und unsere Anliegen mehr Gehör finden müssen.

Was bedeutet Barrierefreiheit für eine Sendeanstalt wie den MDR? Sendungen mit Gebärdensprache werden ausgestrahlt. Beiträge werden untertitelt. Videotext wird auch in leichter Sprache präsentiert.

Etwa 80 Prozent aller Sendungen werden inzwischen mit Audiodeskription gestaltet. Das sind ungefähr vier Stunden Sendezeit an jedem Tag. Der Kinderkanal brachte etwa 5000 Sendeminuten in barrierefreien Formaten im Jahre 2019. Das war eine Zunahme von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der MDR hat den höchsten Anteil an Beiträgen mit Audiodeskription innerhalb der ARD. Im vergangenen Jahr erhielt der Sender darüber hinaus zum vierten Mal den deutschen Hörfilmpreis zugesprochen. Die Bilanz ist also positiv und wir können uns darüber freuen.

In diesem Jahr werden weitere Sendungen mit Audiodeskription angeboten. Wesentlich mehr Nachholbedarf besteht auf anderen Gebieten der Barrierefreiheit. Nach und nach Erscheinen auch die Beiträge in der Mediathek mit Audiodeskription.

In der Diskussion monierten einige Teilnehmer, dass Krimis überrepräsentiert sind. Sind Mord und Totschlag wirklich ein gesellschaftliches Bedürfnis? Auch tauchte der Wunsch auf, Werbebeiträge der Parteien barrierefrei zu gestalten. Dies sei in erster Linie Sache der Parteien selbst, so Schmolz. Deutlich wurde, dass Audiodeskription bei manchen Sendungen sehr schwierig und in der Kürze der Zeit zwischen Fertigstellung und Sendung nur schwer möglich ist. Die verantwortlichen Mitarbeiter werden sich dieses Problems aber weiter annehmen.

MDR Barrierefreiheit Strategien 2019 von Georg Schmolz, Leiter Barrierefreiheit MDR

(Quelle: Hans-Günther Funke, Pressesprecher, Blinden- uns Sehbehindertenverband Sachsen e. V.)