Tipps und Tricks und noch viel mehr

„Tipps und Tricks am PC“, so ist ein Seminar für fortgeschrittene Computernutzer überschrieben, die blind oder sehbehindert sind und die sich jährlich am Ende des Winters in der Villa Rochsburg treffen, um Neues kennenzulernen und Erfahrungen bei der Arbeit mit Computern auszutauschen. In diesem Jahr fand das Wochenendseminar unter Leitung von Petra Kasulke und Holger Ulrichsohn schon zum elften Mal statt. Längst hat sich sein guter Ruf über die Landesgrenzen Sachsens hinaus verbreitet.

Ursprünglich ging es zunächst darum, die Kenntnisse bei der Arbeit mit Standardprogrammen unter dem Betriebssystem „Windows“ zu vertiefen, das Internet sowie neue Software kennenzulernen und die Möglichkeiten verschiedener Screen Reader, das heißt Vorleseprogramme, besser und effektiver auszuschöpfen. Da sich hier fortgeschrittenere Nutzer trafen, wurden Grundkenntnisse über Betriebssysteme und die Arbeit mit Emails als bekannt vorausgesetzt.

Ein Blick in die Themenliste vergangener Jahre belehrt darüber, dass es längst nicht mehr nur um Tipps und Tricks geht. Bereits im dritten Seminar lautete ein Thema „Internetshopping“. Das ist bis heute ein schwieriges Thema, weil die Seiten der „Internet-Läden“ oft nicht durchgängig barrierefrei gestaltet sind. Bald beschäftigten sich die Teilnehmer damit, wie blinde und sehbehinderte Menschen bestimmte Tondateien bearbeiten und Podcasts als Informationsquelle nutzen können. Bald auch entstand der Wunsch nach praktischen Übungen. die es seit 2012 gibt. Als die sozialen Netzwerke auf der Bildfläche erschienen,
kamen die Frage, ob und wie unser Personenkreis sie nutzen kann sowie Diskussionen
über Vor- und Nachteile dieser Plattformen auf die Tagesordnung. Seit 2014 bereichern Henri Chiarcos und seine Frau Sandra das Computerseminar als Assistenten für Holger Ulrichsohn vor Allem bei den praktischen Übungen. Die Seminaristen befassten und befassen sich zu Weilen auch mit Fragen rund um Smartphones und Tablets.

Die Themenpalette des 2018er Seminars reichte beispielsweise von Telefon Konferenzen über Programmiersprachen bis zur Frage, wie wird die Steuererklärung mit “ELSTER“ elektronisch erstellt. Kein Thema wird ausgeklammert, auch wenn nicht alles durch blinde und sehbehinderte Menschen bewerkstelligt werden kann. Der Rundblick über die EDV als Blindenhilfsmittel wird geschärft und vertieft. Dümmer ist in diesen Seminaren noch niemand geworden! Das beweist auch die Tatsache, dass mittlerweile auch andere elektronische Hilfsmittel, wie OrCam, oder „Alexa“, das Amazon Echo vorgestellt worden sind.

Die Arbeit am PC ist eine anstrengende Sache, die viel Konzentration und Aufmerksamkeit erfordert. Deshalb bieten die Mitarbeiterinnen der Villa seit vier Jahren begleitete Spaziergänge am Samstag- und Sonntagnachmittag an.
Stets sorgen sie für ein Umfeld, in dem eine außerordentlich gute Arbeitsatmosphäre herrscht und sich konstruktive und fruchtbringende Diskussionen entwickeln können.

(geschrieben von Hans-Günther Funke, Pressesprecher, BSVS)