Sehbehindertensonntag – Schönheide

Ein besonderer Gottesdienst fand am 26.06.2022 in der Martin-Luther-Kirche Schönheide statt. Angeregt von der Aktion der großen Kirchen in Deutschland und dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) planten die Mitglieder der Regionalgruppe Aue-Schwarzenberg gemeinsam mit dem Kirchenvorstand diesen Gottesdienst. Ziel war, Kirche einmal mit anderen Augen zu sehen und Menschen für die Alltagsthemen Blinder und Sehbehinderter zu sensibilisieren.

Kirche mit dem Schriftzug "Des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit". Im Hintergrund blauer Himmel und Sonnenschein.
Foto: Mathhias Wagner

Hierzu gab es einen kurzen Erklärfilm und 4 kleine Anspiele, die mit einem Augenzwinkern Situationen des Alltages „vor Augen führten“, in denen Menschen mitunter gedankenlos reagieren. So zum Beispiel: Wie zeige ich einem Sehbehinderten einen Sitzplatz? Wie spreche ich Menschen an, die mich nicht erkennen können? Wie verhalte ich mich als Autofahrer, wenn ein offensichtlich Sehbehinderter am Fahrbahnrand steht? Wie und wann ist Hilfe angemessen oder einfach nur übergriffig? … So hätte man noch viele Alltagsbegebenheiten benennen können. Mit den schon in den Kirchenbänken verteilten Simulationsbrillen konnten sich die Gottesdienstbesucher einmal für eine kurze Zeit in die Lage eines Sehbehinderten versetzen.

Frau Wagner, selbst von einer fortschreitenden Augenerkrankung betroffen, gestaltete sehr eindrucksvoll den Predigtteil aus Moses Berufung, Exodus 4, 10-17, mit der Erkenntnis: Gott beruft nach anderen Kriterien als Menschen, sieht Dinge, die wir nicht für möglich halten, hilft, den Auftrag umzusetzen.

Nach dem Gottesdienst ergaben sich für den einen oder anderen noch weitere Fragen. Frau Wagner, Kathrin und Andreas Rudolf standen gern als Ansprechpartner zur Verfügung. Bei Bedarf kommen wir auch gern in die Christenlehre, Konfirmandenunterricht, Junge Gemeinde oder andere Kreise der Gemeinde.

Kirche mit gepflastertem Vorplatz, links und rechts davon stehen Bäume sowie Fachwerkhäuser.
Foto: Matthias Wagner

Ein fast gleicher Gottesdienst fand am 12.06.22 in der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Lößnitz-Affalter statt. Das besondere war hier, dass Mitglieder aus dem Gesprächskreis für Behinderte die Anspiele gemeinsam aufführten. Die 18-jährige Annemarie, selbst auch blind, übernahm die gesamte musikalische Umrahmung des Gottesdienstes an Klavier und Orgel.

Am 26.06.22 begleiteten 2 Mitglieder aus der Regionalgruppe Annaberg einen Gottesdienst in der katholischen Kirche. Nach dem Gottesdienst stellten sich Frau Dolny und Herr Grunert im Rahmen eines Kirchenimbiß‘ den Fragen der Gemeindeglieder.

Weitere Gottesdienste dieser Art sind in unserem Kreis in Schwarzenberg am 28.08. und in Beierfeld am 10.07. geplant. Auch hier sind wieder Mitglieder der Regionalgruppe in die Ausgestaltung einbezogen.

Wir danken dem DBSV, der Aktion „Mensch“ und weiteren Förderern des Projektes. Damit war es möglich, kostenfreie Materialien zu nutzen.

Kathrin Rudolf
RG Aue-Schwarzenberg

Ostergrüße

Wir wünschen Euch auf diesem Wege ein frohes und gesegnetes Osterfest.
Wir hoffen und wünschen, dass trotz der aktuellen Sorgen und vielfältigen Verunsicherungen besonders während der Ostertage jeder für sich eine kleine Insel findet, um zur Ruhe zu kommen, neue Kraft zu schöpfen und die Osterbotschaft in einer ganz neuen Weise aufnehmen kann.

Wir wünschen allen trotz der Einschränkungen viele glückliche Momente in den Familien und allen, die allein bleiben müssen, aufmunternde Kontakte über den Gartenzaun, am Telefon oder über die digitalen Medien.
Allen, die im Moment sehr angeschlagen oder gar krank sind, wünschen wir baldige Genesung.

In herzlicher Verbundenheit
Kathrin und Andreas Rudolf, Schönheide

„Herr bewahre mich vor dem naiven Glauben, es müsste im Leben alles glatt gehen. Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge, Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, durch die wir wachsen und reifen.“

Antoine de Saint-Exupéry

(Quelle: Kathrin Rudolf, Regionalgruppe Aue-Schwarzenberg, BSVS)

Alternative Sprechstunde

Aufgrund der aktuellen Allgemeinverfügung zur Eindämmung des Corona Virus führt auch die Regionalgruppe Aue-Schwarzenberg des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Sachsen e. V. bis auf weiteres keine öffentlichen Sprechstunden im Bürgerhaus Aue mehr durch.

Daher bieten wir eine Telefonsprechstunde an:
Wir sind von Montag bis Freitag von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr für Sie erreichbar. Gern können wir auch außerhalb dieser Zeiten einen Telefonkontakt mit Ihnen vereinbaren.

Kontakt: 037755 50 30 07

Anrufen kann jeder, der Fragen zum Thema Blindheit und Sehbehinderung hat, oder einfach einmal reden möchte. Wir möchten besonders ältere bzw. alleinstehende Menschen mit einer Sehbehinderung sowie deren Angehörige ansprechen.

Nach wie vor sind wir da für Patienten, die nach einer Diagnose durch den Augenarzt den Kontakt zu gleichermaßen betroffenen Menschen suchen. Nach dem Termin beim Augenarzt bleiben neben den medizinischen Fakten viele Fragen, insbesondere zur Alltagsbewältigung oder Hilfsmittelversorgung, unbeantwortet.

Ebenso können wir Eltern mit sehbehinderten bzw. blinden Kindern oder auch Sehbehinderte Eltern gut beraten. Selbst betroffene Menschen haben aus eigener Erfahrung oft gute Lösungen für den Alltag und können hilfreiche Kontakte vermitteln.

Haben Sie den Mut und rufen Sie uns einfach an.

(Quelle: Kathrin Rudolf, Regionalgruppe Aue-Schwarzenberg, BSVS)

Ein spannender Ausflug in die dzb lesen nach Leipzig

Wir, fünf Mitglieder der Regionalgruppe Aue-Schwarzenberg und ihre Begleitpersonen, unternahmen am 21. Februar 2020 einen Ausflug ins Deutsche Zentrum für barrierefreies Lesen nach Leipzig.

Fünf Mitglieder und deren Begleitpersonen vor einem Springbrunnen auf dem Brühl in Leipzig
Foto: RG Aue-Schwarzenberg

Wir starteten sehr früh mit der Bahn ab Aue.
Als wir dann in der dzb lesen ankamen, wurden wir herzlich begrüßt und stellten zuerst einmal unsere Sachen in einem Raum ab.

Nun begann die Führung.
Wir gingen zuerst in den Bereich, in dem die Schwarzschrift-Literatur in Braille umgewandelt wird. Nachdem das Buch oder die Zeitschrift umgewandelt ist, wird sie zur Korrekturleserin gebracht. Die beiden Korrekturleserinnen lesen die Bücher und Zeitschriften laut vor. Die eine Korrekturleserin liest das Buch in Schwarzschrift und die andere in Braille. Mögliche Fehler können dann auf der Matrize noch korrigiert werden.

Danach führte unser Weg in die Druckerei.
Dort wird alles gedruckt und zusammengestellt.

Anschließend ging es zur Buchbinderin.
Dort erfuhren wir, wie die Bücher noch sehr aufwändig fast ausschließlich in Handarbeit gebunden und beschriftet werden.

Der nächste Bereich war das Tonstudio, wo die Hörbücher in hoher Qualität von professionellen Sprechern gelesen werden.

Am Ende der Führung kehrten wir an unseren Ausgangspunkt zurück. Dort schauten wir uns verschiedene Reliefs an.
Nach der eindrucksvollen Führung entspannten wir uns beim Italiener mit leckerem Essen.
Bis zur Rückfahrt mit der Deutschen Bahn blieb noch etwas Zeit für einen kleinen Bummel auf dem Markt.

Mir hat es sehr gefallen und ich möchte allen für die gute Organisation danken. Ein Besuch in der DZB lohnt sich. Eine Anmeldung ist ganz einfach telefonisch möglich.

(Quelle: Louise Wappler, Schülerin 14 Jahre)

Was lange währt, wird gut.

So ging es auch mit dem Tastmodell vom Zentrum unserer Großen Kreisstadt Aue.
Herr Tobias Michael, Holzbildhauer aus Lauter, hatte im Rahmen eines Holzbildhauersymposiums in Aue im vergangenen Jahr die Idee, Reliefs von markanten Gebäuden von Aue in Holz zu gestalten und somit für blinde und sehbehinderte Menschen begreifbar zu machen.

Hände erfühlen das Tastmodell
Foto © RG Aue-Schwarzenberg

Nachdem von Mitgliedern unserer Regionalgruppe der Wunsch nach einem Tastmodell von der Stadt Aue geäußert wurde, machte sich Herr Michael mit viel Herzblut und Engagement an diese Aufgabe. Die Fertigstellung im Rahmen des Holzbildhauersymposiums war natürlich auf Grund der umfassenden Detailarbeiten nicht mehr möglich. Der Künstler setzte die aufwändigen Arbeiten mit Spezialwerkzeugen in seiner Werkstatt fort. Um das Modell wirklich begreifbar zu machen, sind die beiden markanten Kirchen der Stadt größer als der eigentliche Maßstab von 1 : 1620 dargestellt.
Mit einer geschickt aufgebrachten Bronzelasur sieht das Modell einem Bronzeguss täuschend ähnlich. Herr Oberbürgermeister Kohl war jedenfalls rein optisch begeistert. Wenn es in gleicher Weise den Tastsinn von blinden und sehbehinderten Menschen anspricht, so ist das Ziel in jedem Fall erreicht.

Hinter dem Tastmodell befinden sich Andreas Rudolf (RG Aue-Schwarzenberg), Kathrin Rudolf (RG-Leiterin Aue-Schwarzenberg) und Tobias Michael (Holzbildhauer)
Foto © RG Aue-Schwarzenberg

Am Dienstag, den 9. Juli 2019 war es dann soweit. Im Beisein des neuen wiedergewählten Oberbürgermeisters, Herrn Heinrich Kohl, dem Künstler Tobias Michael, der Senioren- und Behindertenbeauftragten des Erzgebirgskreises, Frau Dittrich sowie Frau Schulze-Neubert und Frau Rudolf aus unserer Regionalgruppe wurde das Tastmodell feierlich eingeweiht. Nun hat es einen würdigen Platz im Foyer des Rathauses gefunden und ist damit auch Besuchern der Stadt Aue zugänglich.

Wir konnten selbst die bekannten Gebäude, Straßen und Brücken des Stadtzentrums von Aue erkunden und Gebäudeformen und Größenverhältnisse wirklich begreifen.

Vertreter der Freien Presse, der Chemnitzer Morgenpost und des regionalen Fernsehsenders waren begeistert von den Ausführungen des Künstlers zur Entstehung des Modells. Ebenso interessierten sie sich, wie wir als potenzielle Nutzer uns mit diesem Modell ein Bild des Stadtzentrums von Aue machen können.

Hinter dem Tastmodell stehen Kathrin Rudolf (RG-Leiterin Aue-Schwarzenberg) und zwei Besucherinnen.
Foto © RG Aue-Schwarzenberg

Wünschen würden wir uns noch eine Beschriftung der markanten Gebäude und Straßen, damit auch Gäste der Stadt sich umfassend informieren können. Das soll im kommenden Jahr umgesetzt werden über das Förderprogramm Lieblingsplätze.

Wir danken ganz besonders Herrn Michael, der sich in diesem Zusammenhang auch intensiv mit der Blindenschrift beschäftigt hat. Weiterhin danken wir der Stadt Aue und den Stadtwerken Aue für die finanzielle Unterstützung des Projektes.

Übrigens hat Her Michael neben vielen anderen Kunstwerken auch ein Tastmodell in der Blindenschule in Chemnitz mit einem Gedicht von Erich Kästner gestaltet.

Das Auer Tastmodell ist wieder ein positives Beispiel im Hinblick auf die Einbeziehung blinder und sehbehinderter Menschen in das Leben in der Gemeinschaft in der Stadt Aue.

Aue, Juli 2019
gez. K. Rudolf
Regionalgruppe Aue-Schwarzenberg