Zum Sehbehindertentag am 6. Juni testeten Jürgen Klapschuweit (blind) und Bernd Roos (sehbehindert) gemeinsam mit einer Reporterin die Barrierefreiheit von Touchscreens im Alltag. Ihre Tour durch Meißen zeigte Licht und Schatten:
Am Fahrkartenautomaten der VGM punktete die „Easy“-Taste mit Dunkelmodus und Großschrift, sogar Blindenschrift war vorhanden. Beim Bezahlen im Drogeriemarkt nutzte Klapschuweit die App „Seeing AI“, während Roos auf fehlende Unterschriftenschablonen an EC-Terminals hinwies. Positiv fiel der Geldautomat der Volksbank auf, der mit Kopfhöreranschluss und Sprachausgabe überzeugte.
Mit der App „Be My Eyes“ demonstrierten die beiden das Potenzial Künstlicher Intelligenz als Unterstützung im Alltag. Dagegen fiel die Packstation der Post durch: winziger Scanner, keine Audiounterstützung, keine Einstiegshilfe.
Die Mitglieder der Kreisorganisation Meißen des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Sachsen ziehen ein gemischtes Fazit: Es gibt Fortschritte, aber auch deutliche Lücken. Der Dialog mit Herstellern bleibt wichtig.
Um Louis Braille zu ehren, war der Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e. V. dabei, beim 16. Literaturfest in Meißen.
Foto: Finn Eisenreich/Literaturfest Meißen
Lange vorbereitet und angekündigt, kam es am Sonnabend, dem 14. Juni, zu unserer Lesung auf der Lesebühne Kleinmarkt, und das bei herrlichstem Sommerwetter. Aufgeregt waren wir alle, denn es war eine Premiere für uns und vor allem für unsere Vorleserin Kathrin Geithner. Sind auch genügend Zuhörende da, wie kommt an, was wir vorbereitet hatten, und wie reagiert das Publikum auf die Änderung zur Buchauswahl, die wir in Abstimmung mit dem Veranstalter vorgenommen hatten? Diese Fragen lösten sich schnell in Luft auf, auch dank des Anteaserns unseres Auftrittes durch Daniela Kuge, unsere Meissner Landtagsabgeordnete, die dann auch in die Lesung einführte.
Beifall belohnte unseren Auftritt, es hat Spaß gemacht, und wir werden auch im nächsten Jahr wieder mit von der Partie sein. Ideen für eine noch bessere Präsentation haben wir schon!
Am Sonntag las Kathrin in der Annelie-Marie-Stiftung noch einmal aus dem Buch Blindfisch. Hier waren es zur Mittagszeit zwar ein paar weniger Besucher, dafür konnten wir nach dem Vortrag noch mehrere Fragen aus dem Publikum beantworten.
Es war ein gutes Gefühl, einmal in aller Öffentlichkeit zu zeigen, wie auch blinde Menschen Bücher aus Papier lesen können, zu erklären, dass nur ein Bruchteil der Weltliteratur in Punktschrift zur Verfügung steht, und wie uns heute die digitalen Möglichkeiten den Zugang erleichtern oder überhaupt erst ermöglichen.
Ich glaube, Louis Braille hätte es gefreut, zu erleben, wie seine Idee auch noch nach 200 Jahren in die Zeit passt.
Insgesamt konnten wir in den drei Tagen 12 verschiedene Lesungen mit der Genehmigung der Akteure mitschneiden. Es ist geplant, die schönsten Lesungen in einer zusätzlichen Mobil-Ausgabe im Oktober auf DBSV-Inform zu veröffentlichen. Außerdem können alle 12 Beiträge im IrgendWasser Podcast von BLINDzeln in den nächsten Wochen sowie im Sommerprogramm des Ohrfunk nachgehört werden.
Der Ohrfunk wird vom Verein Medieninitiative blinder und sehbehinderter Menschen in Deutschland e. V. bereitgestellt. Er kann über Internet, Smartphone und über Sprachassistenten empfangen werden. Los geht’s schon am Donnerstag, 3. Juli 2025, von 19 bis 23 Uhr beim Literaturabend.
Wir danken allen Mitwirkenden und Unterstützern, insbesondere unseren sehenden Assistenzen Anne Engelmann und Mathias Kunze sowie dem Veranstalter Meißener Kulturverein e. V.
(geschrieben von Andreas Schneider, Landesvorsitzender Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e. V.)
wie schon zu einer guten Tradition geworden, lädt der Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e. V. vom 31.10. bis 02.11.2025 alle interessierten Spielerinnen und Spieler in die Aura-Pension „Villa Rochsburg“, Schlossstraße 17, 09328 Lunzenau, ein.
Unter dieser Adresse ist auch die Anmeldung vorzunehmen. Tel.: (037383) 83 800, Mail: villa@bsv-sachsen.de.
Foto: Freytag-Liebing/BSVS
Gespielt wird nach den Regeln des DSKV an 3er- und 4er-Tischen. Es kommen Karten mit Strichen und Kreisen (in Ausnahmefällen deutsches Blatt) zum Einsatz. An Dreiertischen werden 36 und an Vierertischen 48 Spiele absolviert.
Ablaufplan:
31.10. – 18.00 Uhr Abendessen und 19:30 Uhr Beginn der 1. Serie. 01.11. – 07:30 Uhr Frühstück und im Anschluss 09:30 Uhr 2. Serie. Nach dem Mittagessen (14:30 Uhr) beginnt die 3. Serie. Im Anschluss erfolgen das Abendessen und die Siegerehrung.
Pro Serie wird ein Betrag von 5 Euro, gleich 15 Euro, erhoben. Jedes verlorene Spiel kostet 1 Euro. Eingenommene Gelder kommen bei Turnierende für Preise zur Ausschüttung.
Übernachtungskosten:
Für Übernachtung und Verpflegung konnte ein Pauschalbetrag in Höhe von 179 Euro ausgehandelt werden. Dieser gilt nur für den Zeitraum 31.10. bis 02.11.2025 und beinhaltet:
2 × Frühstück,
2 × Abendessen,
1 × Mittagessen,
2 Übernachtungen + 3 Euro Energiepauschale.
Ich bitte, die allgemeinen Geschäftsbedingungen zu beachten, die aus dem Internet entnommen werden können.
Haftungsausschluss:
Der Veranstalter übernimmt keine Haftung für das Eigentum der Teilnehmer.
Ich wünsche allen Teilnehmern eine gute Anreise.
Wolfgang Freudenberg Skatwart im Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e. V.
Am Sonnabend, den 21.06.2025, folgten wir der Einladung des Lions Club Dresden Centrum ins alte Fischhaus in der Fischhausstraße nach Dresden.
Foto: Lions Club Dresden Centrum
Wie schon im vergangenen Jahr waren wir auserkoren, eine Spende aus der Weihnachtskalenderaktion des Clubs zu erhalten. Der Club-Präsident Thomas Kästner begründete die Entscheidung des Clubs wie folgt:
Wir haben den gemeinnützigen Verein ausgesucht, weil wir der Überzeugung sind, dass hier wirklich Leuten geholfen wird, die es unbedingt brauchen. Es geht hier vor allem um die Erstberatung von Menschen mit erworbenen Seheinschränkungen, d.h. wenn man beispielsweise als Sehender schnell über die Straße geht, und der LKW war schneller, das ist für uns alle ein dramatischer Einschnitt. Und hier wird eben geholfen, nicht nur durch die Bereitstellung von Hilfsmitteln, sondern wirklich. Ich sage mal, eine erweiterte Erlebenserfahrung. Was muss man tun hinsichtlich Hygiene? Was muss sich tun, wenn ich blind das Kochen erlernen möchte oder was muss ich tun, um überhaupt erst mal von A nach B zu kommen. Und deswegen, das ist eine sehr, sehr anspruchsvolle Aufgabe. Und ich möchte Ihnen danken, für die Arbeit, dass sie das machen, und wir haben im letzten Jahr durch den Weihnachtskalender eine entsprechende Summe eingenommen, dass wir Ihnen jetzt sozusagen einen großen Spendencheck über 7000 € überreichen dürfen.
Über den zweiten Scheck konnte sich der Verein Familienleben-Dresden e. V. freuen, der die Babyklappe in der Landeshauptstadt betreibt.
Sehr bewegt bedankten wir uns für diese unerwartet hohe Summe. Sie eröffnet uns wieder Möglichkeiten, die wir so nicht hätten. Ein Teil wird auch wieder in unsere Bildungs- und Begegnungsstätte fließen, entschieden ist noch nichts, denn wir müssen erst einmal abwarten, wie sich die Finanzierungssituation für die Selbsthilfe in Sachsen entwickelt.
Im Rahmen der Veranstaltung konnten wir auch wieder neue Kontakte knüpfen, Erfahrungen für unsere Vereinsarbeit mitnehmen und erleben, wie sich unterschiedlichste Menschen gemeinsam für eine Sache engagieren
Vielen Dank, liebe Lions, für dieses wieder wunderbare Erlebnis, den Scheck und viel Erfolg für die weitere Arbeit.
Egal ob mit Langstock, Rollator oder Nordic-Walking-Stöcken, die Wandergruppe der KO Vogtland ist immer flott unterwegs. Die Touren führen meistens über gut ausgebaute und gepflegte Wanderwege. Neue Strecken werden vor der offiziellen Langstockwanderung auf Machbarkeit und Barrierefreiheit getestet. Am 2. Juni 2025 gab es allerdings eine Premiere: Gemeinsam mit Mitgliedern der Naturfreunde Plauen begaben sich einige blinde und hochgradig sehbehinderte Teilnehmer auf Entdeckungstour im Altbergbaugebiet rund um Straßberg.
Foto: Jana Färber/KO Vogtland/BSVS
Die Plätze, an denen Kupfer, Zinn oder Eisenerz abgebaut wurden, liegen oft versteckt im Gelände und haben selten eine direkte Verkehrsanbindung. Wir mussten also die bequemen Wege verlassen und einen längeren Fußmarsch antreten, dessen Ziel nicht wie sonst eine gemütliche Gaststätte, sondern ein verschüttetes Mundloch mitten im Wald war.
Für diesen spannenden Ausflug hatten wir die Goldschmiedemeisterin, Schmuckgestalterin und geologische Wanderführerin Bianca Hallebach engagiert. Sie verarbeitet regionale Mineralien zu Schmuck und kennt sich deshalb besonders gut in der Bergbaugeschichte des Vogtlandes aus – aber nicht nur damit, wie wir während der Wanderung feststellten.
Bevor wir uns auf den Weg in die Wildnis machten, erfuhren wir von Bianca interessante geologische und historische Fakten, unter anderem über die verschwundene Burg, auf deren Gelände heute die Straßberger Kirche steht, oder das ebenfalls nicht mehr existierende Herrenhaus und seine Bewohner.
Foto: Jana Färber/KO Vogtland/BSVS
Nachdem wir einige Stationen im Ort erkundet hatten, begann der schwierige Teil. Wir wanderten zu unserem Ziel, dem verschütteten Mundloch der St.-Johannis-Fundgrube. Die Route führte über einen Eisenbahnübergang und durch unebenes Terrain. Steine und Wurzeln bildeten an manchen Stellen einen Hindernisparcours. Der Regen der vergangenen Tage hatte den Boden aufgeweicht, sodass Schlamm und Pfützen für harmlose Rutschpartien oder nasse Schuhe sorgten. Auf dieser Strecke waren die Langstöcke nicht besonders hilfreich, aber die Teilnehmer ließen sich davon nicht abschrecken.
Immer wieder machten wir Halt und Bianca zeigte und erklärte nicht nur geologische Besonderheiten, sondern auch verschiedene Bäume, Sträucher, Kräuter und Gräser. Wir kosteten die Triebe der Eberesche, schnupperten an der Knoblauchrauke, befühlten einen Gallapfel und erfuhren, wofür man die Beeren des Schlehdorns verwenden kann. Nebenbei wurden sogar ein paar Pilze gesammelt.
Als wir schließlich unser Ziel erreicht hatten, erzählte unsere Wanderführerin nicht nur von der Geschichte der St.-Johannis-Fundgrube, sondern präsentierte uns auch verschiedene Mineralien wie Malachit, Quarz oder Siderit. Die kostbaren Steine gingen von Hand zu Hand und wurden ausgiebig betrachtet und betastet. Anschließend probierten wir noch den von ihr selbst angesetzten Schnaps aus den Maispitzen von Fichten.
Nach dem kleinen Umtrunk traten wir den Rückweg an und erreichten bald den Ausgangspunkt der Wanderung, wo wir uns verabschiedeten. Auch durch die aufmerksame Unterstützung der Naturfreunde Plauen hatten alle Teilnehmer die Tour unbeschadet überstanden.
Foto: Jana Färber/KO Vogtland/BSVS
Unser Fazit: Das war bestimmt nicht die letzte gemeinsame Wanderung dieser Art. Auch als blinder oder stark sehbehinderter Mensch kann man mit guter Vorbereitung und Unterstützung Geländestrecken meistern. Wir danken Bianca Hallebach und den Mitgliedern der Naturfreunde herzlich für das tolle Erlebnis und freuen uns schon aufs nächste Mal.