Egal ob mit Langstock, Rollator oder Nordic-Walking-Stöcken, die Wandergruppe der KO Vogtland ist immer flott unterwegs. Die Touren führen meistens über gut ausgebaute und gepflegte Wanderwege. Neue Strecken werden vor der offiziellen Langstockwanderung auf Machbarkeit und Barrierefreiheit getestet. Am 2. Juni 2025 gab es allerdings eine Premiere: Gemeinsam mit Mitgliedern der Naturfreunde Plauen begaben sich einige blinde und hochgradig sehbehinderte Teilnehmer auf Entdeckungstour im Altbergbaugebiet rund um Straßberg.

Die Plätze, an denen Kupfer, Zinn oder Eisenerz abgebaut wurden, liegen oft versteckt im Gelände und haben selten eine direkte Verkehrsanbindung. Wir mussten also die bequemen Wege verlassen und einen längeren Fußmarsch antreten, dessen Ziel nicht wie sonst eine gemütliche Gaststätte, sondern ein verschüttetes Mundloch mitten im Wald war.
Für diesen spannenden Ausflug hatten wir die Goldschmiedemeisterin, Schmuckgestalterin und geologische Wanderführerin Bianca Hallebach engagiert. Sie verarbeitet regionale Mineralien zu Schmuck und kennt sich deshalb besonders gut in der Bergbaugeschichte des Vogtlandes aus – aber nicht nur damit, wie wir während der Wanderung feststellten.
Bevor wir uns auf den Weg in die Wildnis machten, erfuhren wir von Bianca interessante geologische und historische Fakten, unter anderem über die verschwundene Burg, auf deren Gelände heute die Straßberger Kirche steht, oder das ebenfalls nicht mehr existierende Herrenhaus und seine Bewohner.

Nachdem wir einige Stationen im Ort erkundet hatten, begann der schwierige Teil. Wir wanderten zu unserem Ziel, dem verschütteten Mundloch der St.-Johannis-Fundgrube. Die Route führte über einen Eisenbahnübergang und durch unebenes Terrain. Steine und Wurzeln bildeten an manchen Stellen einen Hindernisparcours. Der Regen der vergangenen Tage hatte den Boden aufgeweicht, sodass Schlamm und Pfützen für harmlose Rutschpartien oder nasse Schuhe sorgten. Auf dieser Strecke waren die Langstöcke nicht besonders hilfreich, aber die Teilnehmer ließen sich davon nicht abschrecken.
Immer wieder machten wir Halt und Bianca zeigte und erklärte nicht nur geologische Besonderheiten, sondern auch verschiedene Bäume, Sträucher, Kräuter und Gräser. Wir kosteten die Triebe der Eberesche, schnupperten an der Knoblauchrauke, befühlten einen Gallapfel und erfuhren, wofür man die Beeren des Schlehdorns verwenden kann. Nebenbei wurden sogar ein paar Pilze gesammelt.
Als wir schließlich unser Ziel erreicht hatten, erzählte unsere Wanderführerin nicht nur von der Geschichte der St.-Johannis-Fundgrube, sondern präsentierte uns auch verschiedene Mineralien wie Malachit, Quarz oder Siderit. Die kostbaren Steine gingen von Hand zu Hand und wurden ausgiebig betrachtet und betastet. Anschließend probierten wir noch den von ihr selbst angesetzten Schnaps aus den Maispitzen von Fichten.
Nach dem kleinen Umtrunk traten wir den Rückweg an und erreichten bald den Ausgangspunkt der Wanderung, wo wir uns verabschiedeten. Auch durch die aufmerksame Unterstützung der Naturfreunde Plauen hatten alle Teilnehmer die Tour unbeschadet überstanden.

Unser Fazit: Das war bestimmt nicht die letzte gemeinsame Wanderung diese Art. Auch als blinder oder stark sehbehinderter Mensch kann man mit guter Vorbereitung und Unterstützung Geländestrecken meistern. Wir danken Bianca Hallebach und den Mitgliedern der Naturfreunde herzlich für das tolle Erlebnis und freuen uns schon aufs nächste Mal.
(geschrieben von Jana Färber)