IX. LDK – Kurzbericht

Im Dresdner Dorint Hotel tagte am Samstag, dem 4. Mai 2019 die IX. Landesdelegiertenkonferenz des BSVS. Die Konferenz war die erste Beratung dieser Art, die nach den zahlreichen Satzungsänderungen durchgeführt wurde, die das Amtsgericht Dresden im vorigen Monat bestätigt hatte. Die veränderte Satzung gilt nunmehr seit dem 25. April 2019. Verbunden damit war auch ein neuer Abstimmungsmodus. Anwesend waren Delegierte aus fast allen Kreisorganisationen, Betreuungsbereichen sowie Fach- und Arbeitsgruppen unseres Verbandes mit 127 Stimmen.

Rechtsanwalt Tino Kuprat stellte in einem ausführlichen Referat die Datenschutzgrundverordnung der Europäischen Union vor, die auch für die Arbeit unserer ehrenamtlichen Mitstreiter gilt, soweit es um den Umgang mit personenbezogenen Daten geht. Kuprat beantwortete zahlreiche Fragen aus dem Kreis der Zuhörer und konnte so zahlreiche Unklarheiten zum Thema beseitigen. Bereits im März waren die hauptamtlichen Mitarbeiter unserer Einrichtungen mit der Datenschutzrichtlinie vertraut gemacht worden.

Breiten Raum nahm der Tätigkeitsbericht des Landesvorstandes ein, den Herr Funke vortrug, über den die Anwesenden ausführlich diskutierten und zahlreiche Vorschläge zur Verbesserung unserer Verbandsarbeit in der Zukunft unterbreiteten. Der Tätigkeitsbericht wird in Kürze schriftlich vorliegen und für alle verfügbar sein.

Unsere Satzung muss noch mehr zu einem an die Erfordernisse unserer Zeit angepassten und praktikablen, modernen Arbeitsmaterial weiter entwickelt werden. Diesem Zweck diente die Berufung der Satzungskommission als ständiger Kommission. Mitglieder der Kommission sind Frau Birgit Funke, Herr Thorsten Gruner, Frau Susann Hanske, Herr Jürgen Keppler, Herr Diego Leipnitz, Herr Frank Brümmel und Herr Wolfgang Neuber sowie Herr Andreas Rudolf. Die Kommission soll auch die Beitragsordnung, die Finanzordnung, und die Geschäftsordnung überarbeiten, so dass diese Dokumente auf der nächsten Delegiertenkonferenz im November diskutiert und endgültig verabschiedet werden können. Die Delegierten fügten eine Regelung über den Verbleib des Vermögens des BSVS im Falle seiner Auflösung in die Satzung ein.

Die Ladungsfrist für die Einladung zu kommenden Delegiertenkonferenzen wurde per Beschluss von drei auf vier Wochen verlängert.

Mit großer Mehrheit wurden im Verlauf einer Nachwahl Herr Andreas Schneider zum ersten stellvertretenden Vorsitzenden unseres Verbandes und Herr Diego Leipnitz zum Beisitzer im Landesvorstand bestimmt.

Die X. Landesdelegiertenkonferenz soll der Vorsitzende für Samstag, den 9. November 2019 nach Dresden einberufen.

gez. H. Funke
Mitglied des Landesvorstandes
Pressesprecher

Kreisorganisation Meißen erlebt die historischen Kamelien in Königsbrück mit Unterstützung von Schülern

Eine blinde Besucherin mit Enkelin
Foto @ Jirka Hofmann

Im Jahr 2018 wurde es erstmals ausprobiert: Die Teilhabe von blinden und sehbehinderten Menschen an den historischen Kamelien in Königsbrück bei gleichzeitiger Generationenbegegnung mit Kindern. Dazu war die Kreisorganisation Bautzen-Kamenz eingeladen – im Ergebnis war festzuhalten, dass sich hier ein ganz tolles Projekt ergeben hatte. Als Organisator stand der Heimatverein Königsbrück und Umgebung dahinter.

In diesem Jahr nun, genauer am 19. März 2019, waren es 17 blinde und sehbehinderte Menschen der Kreisorganisation Meißen, die nach Königsbrück eingeladen worden waren. Ein moderner Reisebus von Weigt Reisen Nünchritz wurde anstelle öffentlicher Verkehrsmittel eingesetzt, finanziert anteilig vom Heimatverein Königsbrück, Sparkasse Meißen, dem Busunternehmen selber als Spende und von der Kreisorganisation. Die Stimmung während der Fahrt war recht ausgelassen. Davon konnte sich auch die extra mitgereiste Landtagsabgeordnete Daniela Kuge überzeugen.

In Königsbrück angekommen wurde die Gruppe von Peter Sonntag, Vorsitzender des Heimatvereins Königsbrück empfangen und auf die bevorstehende Besichtigung der Kamelien vorbereitet.
Denn was dann kam, war nun doch etwas, was man wohl nicht alle Tage erlebt. Den mitgereisten Begleitern wurde offeriert, dass sie in der nächsten Stunde nicht gebraucht werden und sich an dem erfreuen können, was zu beobachten sein wird Sie wurden ersetzt von 17 Schülerinnen und Schülern der Grundschule und der Oberschule Königsbrück. Jeder der Schüler nahm eine Person der Blindengruppe an die Hand und sie betraten gemeinsam das Kamelienhaus.

Nun ist die Wahrnehmung von Blumen durch blinde Menschen ja allgemein nur schwierig möglich. Der Heimatverein Königsbrück hatte aber eine neue Idee entwickelt, wie über mehrere Sinneswahrnehmungen auch diesen Personengruppen eine Teilhabe ermöglicht werden kann.

So wurden der Gruppe zunächst die historischen Hintergründe mit den berühmten Standesherrschaften der Grafen von Hohenthal und den Naumanns zu Königsbrück, geschichtliche Zusammenhänge, Besonderheiten der Kamelien allgemein und die Entstehung bzw. die Beschaffenheit des Kamelienhauses Königsbrück erläutert.

Unter Führung der Schüler ging es an die denkmalgeschützten Kamelien der Seidel’schen Sammlung heran. Jede Pflanze wurde zunächst beschrieben, die Kinder legten die Hände der blinden Gäste auf die großen Blüten, so dass diese mit den Händen ertastet werden konnten.
Die beiden Kameliendamen der Oberschule empfingen die blinden Besucher an den ältesten, fast 6 Meter hohen Kamelien. Die letzteren gehören zu den ältesten Kamelien Deutschlands bzw. Nordeuropas. Dort fand man auch Beschreibungen in Blindenschrift, was einige der Gruppe auch gern wahrnahmen. Anschließend wurde an die neuen Duftkamelien herangeführt und jeder konnte den betörenden Duft der Kamelien wahrnehmen.

Interessierte Besucher
Foto @ Jirka Hofmann

Den Abschluss bildete dann die etwas ergreifende Verabschiedung der Teilnehmer von ihren jungen Begleitern.
Für die blinden und sehbehinderten Besucher war diese Aktion eine Bereicherung, die Kamelien einerseits, die Begegnung mit der jungen Generation andererseits. Hier hat sich gezeigt, dass auch Menschen mit Beeinträchtigungen ein fester Bestandteil der Gesellschaft sind.

Für die Kinder wiederum war es ein sehr beeindruckendes Erlebnis, was sie nicht so schnell vergessen werden. Zumindest haben zahlreiche Gespräche untereinander gezeigt, dass sie eine wichtige Erfahrung gesammelt hatten und mitnehmen konnten.

Der Heimatverein möchte mit dieser Aktion ein Zeichen setzen, wie man durch Entwicklung von Ideen blinden Menschen eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und gleichzeitig eine Begegnung mit Kindern und Jugendlichen ermöglichen kann. Es soll somit zur Nachahmung angeregt werden.

Mit den Ergebnissen vom vorigen Jahr und von diesem Jahr ist sich der Heimatverein sicher, einen richtigen Weg eingeschlagen zu haben.

Ein einziger kleiner Wehrmutstropfen war vielleicht das gezeigte Desinteresse an dieser schönen Begegnung, seitens des Landratsamtes Meißen, dem Sozialministerium und der Stadtverwaltung Meißen. Zumindest hatte es sich im vorigen Jahr der Oberbürgermeister der Stadt Kamenz Roland Dantz nicht nehmen lassen, die Kreisorganisation seiner Region persönlich nach Königsbrück zu begleiten.

Auf dem Weg zu modernerer Verbandsarbeit

Der Landesvorstand hatte wiederum eine Fülle von Aufgaben und Problemen zu beraten, als wir uns Anfang Dezember in Dresden zusammenfanden.

Wie auf der Delegiertenkonferenz im November festgestellt wurde, müssen wir unsere Satzung ständig an die Erfordernisse moderner Verbandsarbeit anpassen. Deshalb wird der Vorstand die Satzungskommission in nächster Zeit neu berufen.

Zunächst aber führen wir mit dem Beginn des Jahres 2019 erst einmal für ein Jahr den monatlichen Sitzungsturnus für die Vorstandssitzungen ein. Geändert haben wir auch den Berichtsturnus unserer Einrichtungen. Um deren Arbeit bekannter, anschaulicher und nachvollziehbarer zu machen sollen die Leiter künftig vor der Landesdelegiertenkonferenz im Herbst berichten.

Um die Werbung für unsere Villa zu verbessern, wird deren Internetseite 2019 neu gestaltet.

Mehrere Beschlüsse haben wir wiederum über die Finanzarbeit gefasst. Indem wir sie umsetzen, wollen wir dazu beitragen, die finanzielle Lage in unserem Verband nach und nach zu verbessern. Änderungen gibt es auch bei der Projektförderung durch den Freistaat Sachsen. Darauf müssen wir uns 2019 einstellen.

Was die Arbeit mit der europäischen Datenschutzrichtlinie angeht, so müssen wir feststellen, dass der sächsische Blinden- und Sehbehindertenverband allein keinen Datenschutzverantwortlichen beschäftigen kann. Gemeinsam mit den Verantwortlichen im Freistaat und mit anderen Verbänden muss eine brauchbare Lösung herbeigeführt werden.

Auch im nächsten Jahr wird der Vorstand seine Rundschreiben, sowohl für die ehrenamtlichen Mitstreiter an der Basis wie auch für einen größeren Personenkreis weiterhin herausgeben. Wir stellen fest, dass wir alle dem Rundschreiben und ich möchte sagen, der Arbeit mit unseren Medien überhaupt größere Bedeutung beimessen müssen. Das kann uns helfen, unsere Verbandsarbeit zu verbessern und unsere gemeinsame Sache voranzubringen.

Bringen Sie die Informationen aus unseren Medien mehr als bisher an ihre Mitglieder! Sprechen Sie gemeinsam oder in kleinen Gruppen darüber! Machen Sie mit, das Bewusstsein weiterzuentwickeln, dass Selbsthilfe nur erfolgreich sein kann, wenn wir wissend, klug und gemeinsam handeln.

(geschrieben Hans-Günther Funke, Pressesprecher BSVS )

Volles Programm beim Louis Braille Festival

Kongresshalle
Kongresshalle (Saal) – Foto © Leipziger Messe

Bald ist es so weit: Das Louis Braille Festival lockt in die junge sächsische Metropole Leipzig. Das große Fest der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe wird in der Kongresshalle am Zoo Leipzig, auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz, in der Universitätskirche und im Zoo Leipzig gefeiert. Hier ein Ausblick auf die literarischen, musikalischen und tierischen Höhepunkte des Programms.

Manchen Besuchern des Louis Braille Festivals wird es gar nicht so leicht fallen, sich zwischen den vielen Angeboten zu entscheiden. Los geht es am Freitag: Das Festival beginnt in Kooperation mit dem Zoo Leipzig um 15 Uhr im Konzertgarten des Zoos. Nach der Eröffnung ist dort die Bühne offen für Konzerte mit David Sick und The Living Music Box, Zoo-Geschichten mit der Kabarettistin Uta Serwuschok und Tierpfleger-Sprechstunden. Bei geführten Touren mit Zoolotsen, über eine Rallye mit Mitmachstationen, Tastmaterialien und Tiererfahrungsspielen oder auch allein können die Festivalteilnehmer den Zoo erkunden. Die Festivalpässe können sie bereits ab mittags in der Kongresshalle abholen.

Ein buntes Angebot zum Mitmachen und Genießen lockt am Freitagnachmittag und am Samstag in die Kongresshalle. Im Bach-Saal geht es literarisch und musikalisch zu mit Lesungen in Punktschrift und von bekannten Sprechern der Deutschen Zentralbücherei für Blinde (DZB), Poetry-Slam und Konzerten, unter anderem vom Daniel-Graumann-Trio.

Gogelmosch – sächsisch für „Sammelsurium“ – ist eine „lussdisch-säggs’sche“ Show mit Comedy, Quiz und Musik am Freitagabend und lädt zum Raten, Lachen und Lernen ein. Als Stargast des Abends spielt dann Raul Midòn, US-amerikanischer Singer-Songwriter, der auch schon für einen Grammy nominiert war. Der seit Geburt blinde Musiker mit Jazz- und Latin-Wurzeln trat bereits mit Shakira und Herbie Hancock auf und hat Songs seiner Alben „Bad Ass and Blind“ und „If You Really Want“ im Gepäck.

Spielen, entspannen und bewegen

Im „Gaming Lab“, dem „Spiele-Labor“, können barrierefreie Action-, Strategie und Denkspiele für Computer und Smartphone entdeckt und ausprobiert werden. Wer Entspannung oder Bewegung sucht, kann sich beispielsweise zum Square Dance, Blind Yoga und für Workshops der Physiotherapeuten vom Berufsförderungswerk Mainz anmelden. Beliebte Angebote wie das Hörfilmkino, der Markt der Begegnungen und die Führhund-Lounge werden auch nicht fehlen. Speisen und Getränke gibt es im Richard-Wagner-Saal, im Konzertgarten und den Zoo-Restaurants.

Feiern im Zentrum Leipzigs

Zum gemeinsamen Feiern lädt das Louis Braille Festival die Leipziger und weitere Gäste am Samstagabend ein – dafür zieht es auf den Wilhelm-Leuschner-Platz im Zentrum der Stadt. Die Show im Late-Night-Stil bietet spannende Beiträge von Comedy, Gesprächsrunden und Livemusik über einen Gebärdenchor bis zum Rollstuhlballett – alles inklusiv. Durch den Abend führt der Leipziger Moderator Christian Meyer in Begleitung der Showband „Blind Foundation“. Als Höhepunkt des Open-Airs lässt die Berliner Band Dota, mit Jonas Hauer an den Keyboards, den Abend mit ihren Songs voll ansteckendem Optimismus ausklingen.

Zu einem ökumenischen Gottesdienst lädt die Universitätskirche am Sonntag, dem letzten Festivaltag, ein. Im Konzertgarten des Zoos endet das Festival musikalisch am frühen Nachmittag. Danach kann jeder noch einen Rundgang durch den Zoo machen oder eines der vielen inklusiven Angebote der Stadt Leipzig nutzen.

Die Kongresshalle am Zoo liegt nur zehn Gehminuten vom Hauptbahnhof und von der belebten Innenstadt entfernt. Die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel ist gut. Am Samstag verbindet eine Tram-Linie die Kongresshalle direkt mit dem Wilhelm-Leuschner-Platz.

Das Programm zum Louis Braille Festival ist auf der CD „DBSV-Inform“ (Jan/Feb 2019) im Buch 24 zu hören. Immer aktuell ist das Festivalprogramm im Internet unter www.dbsv-festival.de. Neben dem Online-Anmeldeformular gibt es dort auch Informationen zu Anreise und Unterkünften.

Sandra Plessing (DZB), Claudia Schaffer (DBSV)

Das Festival wird gefördert von Aktion Mensch.

Louis Braille Festival 2019 in Leipzig

Freitag, 5. Juli, bis Sonntag, 7. Juli 2019
Jetzt anmelden – Eintritt frei!
Infos und Anmeldung im Festivalbüro:
Tel.: 03 41/22 82 10 54; E-Mail: info@dbsv-festival.de;
Zimmerbuchung:
Tel.: 03 41/26 82 76 34
Mo, Di, Do 9.30 – 12.00 / 14.30 – 18.00 Uhr
(akd congress & events)
www.dbsv-festival.de