Kreisorganisation Meißen erlebt die historischen Kamelien in Königsbrück mit Unterstützung von Schülern

Eine blinde Besucherin mit Enkelin
Foto @ Jirka Hofmann

Im Jahr 2018 wurde es erstmals ausprobiert: Die Teilhabe von blinden und sehbehinderten Menschen an den historischen Kamelien in Königsbrück bei gleichzeitiger Generationenbegegnung mit Kindern. Dazu war die Kreisorganisation Bautzen-Kamenz eingeladen – im Ergebnis war festzuhalten, dass sich hier ein ganz tolles Projekt ergeben hatte. Als Organisator stand der Heimatverein Königsbrück und Umgebung dahinter.

In diesem Jahr nun, genauer am 19. März 2019, waren es 17 blinde und sehbehinderte Menschen der Kreisorganisation Meißen, die nach Königsbrück eingeladen worden waren. Ein moderner Reisebus von Weigt Reisen Nünchritz wurde anstelle öffentlicher Verkehrsmittel eingesetzt, finanziert anteilig vom Heimatverein Königsbrück, Sparkasse Meißen, dem Busunternehmen selber als Spende und von der Kreisorganisation. Die Stimmung während der Fahrt war recht ausgelassen. Davon konnte sich auch die extra mitgereiste Landtagsabgeordnete Daniela Kuge überzeugen.

In Königsbrück angekommen wurde die Gruppe von Peter Sonntag, Vorsitzender des Heimatvereins Königsbrück empfangen und auf die bevorstehende Besichtigung der Kamelien vorbereitet.
Denn was dann kam, war nun doch etwas, was man wohl nicht alle Tage erlebt. Den mitgereisten Begleitern wurde offeriert, dass sie in der nächsten Stunde nicht gebraucht werden und sich an dem erfreuen können, was zu beobachten sein wird Sie wurden ersetzt von 17 Schülerinnen und Schülern der Grundschule und der Oberschule Königsbrück. Jeder der Schüler nahm eine Person der Blindengruppe an die Hand und sie betraten gemeinsam das Kamelienhaus.

Nun ist die Wahrnehmung von Blumen durch blinde Menschen ja allgemein nur schwierig möglich. Der Heimatverein Königsbrück hatte aber eine neue Idee entwickelt, wie über mehrere Sinneswahrnehmungen auch diesen Personengruppen eine Teilhabe ermöglicht werden kann.

So wurden der Gruppe zunächst die historischen Hintergründe mit den berühmten Standesherrschaften der Grafen von Hohenthal und den Naumanns zu Königsbrück, geschichtliche Zusammenhänge, Besonderheiten der Kamelien allgemein und die Entstehung bzw. die Beschaffenheit des Kamelienhauses Königsbrück erläutert.

Unter Führung der Schüler ging es an die denkmalgeschützten Kamelien der Seidel’schen Sammlung heran. Jede Pflanze wurde zunächst beschrieben, die Kinder legten die Hände der blinden Gäste auf die großen Blüten, so dass diese mit den Händen ertastet werden konnten.
Die beiden Kameliendamen der Oberschule empfingen die blinden Besucher an den ältesten, fast 6 Meter hohen Kamelien. Die letzteren gehören zu den ältesten Kamelien Deutschlands bzw. Nordeuropas. Dort fand man auch Beschreibungen in Blindenschrift, was einige der Gruppe auch gern wahrnahmen. Anschließend wurde an die neuen Duftkamelien herangeführt und jeder konnte den betörenden Duft der Kamelien wahrnehmen.

Interessierte Besucher
Foto @ Jirka Hofmann

Den Abschluss bildete dann die etwas ergreifende Verabschiedung der Teilnehmer von ihren jungen Begleitern.
Für die blinden und sehbehinderten Besucher war diese Aktion eine Bereicherung, die Kamelien einerseits, die Begegnung mit der jungen Generation andererseits. Hier hat sich gezeigt, dass auch Menschen mit Beeinträchtigungen ein fester Bestandteil der Gesellschaft sind.

Für die Kinder wiederum war es ein sehr beeindruckendes Erlebnis, was sie nicht so schnell vergessen werden. Zumindest haben zahlreiche Gespräche untereinander gezeigt, dass sie eine wichtige Erfahrung gesammelt hatten und mitnehmen konnten.

Der Heimatverein möchte mit dieser Aktion ein Zeichen setzen, wie man durch Entwicklung von Ideen blinden Menschen eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und gleichzeitig eine Begegnung mit Kindern und Jugendlichen ermöglichen kann. Es soll somit zur Nachahmung angeregt werden.

Mit den Ergebnissen vom vorigen Jahr und von diesem Jahr ist sich der Heimatverein sicher, einen richtigen Weg eingeschlagen zu haben.

Ein einziger kleiner Wehrmutstropfen war vielleicht das gezeigte Desinteresse an dieser schönen Begegnung, seitens des Landratsamtes Meißen, dem Sozialministerium und der Stadtverwaltung Meißen. Zumindest hatte es sich im vorigen Jahr der Oberbürgermeister der Stadt Kamenz Roland Dantz nicht nehmen lassen, die Kreisorganisation seiner Region persönlich nach Königsbrück zu begleiten.