KO Großenhain in der Villa Rochsburg

Nachdem wir 2015 das 10-jährige Jubiläum begehen konnten, glänzten wir in diesem Jahr mit einer Rekordbeteiligung von 22 Personen. Dies stellte den Kreisvorsitzenden bei der Zimmerverteilung vor eine nicht ganz leichte Aufgabe. Die Villa hat nun mal nur 10 Zimmer und von den Angemeldeten Teilnehmern waren 6 Einzelpersonen. Es sollte aber niemand zu Hause bleiben. Die Einsicht der Reisegäste machte es doch möglich, dass alle mitfahren konnten. So trennten sich Familien, zumindest für die Nächte, alleinstehende Damen teilten sich ein Zimmer und Frau Friedemann, die Leiterin des Hauses, mietete die Ferienwohnung gegenüber bei Müllers an.

Am 04.07.2016 war es dann soweit: Alle waren gesund, keiner hatte kurzfristig abgesagt, die 3 Kleinbusse und die Urlauber waren an den vier einstiegsorten pünktlich, so dass die Fahrt von Großenhain zunächst nach Burgstädt gehen konnte. Vier Personen fuhren mit, die bisher noch nie in der Villa waren. Sie waren besonders gespannt, was sie erwarten durften. Das Ausflugsprogramm versprach ja viel Interessantes.

Nach einem Mittagessen im „Goldenen Stern“ in burgstädt liefen wir gemeinsam zum Heimatmuseum, was nur ca. 200 m entfernt war.

Das Museum wird betrieben durch den Museumsverein Burgstädt e. V. und präsentiert auf drei Etagen die Geschichte der Stadt Burgstädt. Das Gebäude diente einst als Burgstädter Kantorat und städtische Schule. Im Erdgeschoss befinden sich Ausstellungen zur Technik- und Wirtschaftsgeschichte Burgstädts. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Bedeutung der Stadt als ehemalige sächsische Textilmetropole und insbesondere auf der Herstellung von Stoffhandschuhen. Ein weiterer Raum behandelt die wechselvolle Schulgeschichte der Stadt und der einzelnen Stadtteile. Im ersten Stock werden die Stadtgeschichte und -entwicklung dargestellt. Dazu gehören beispielsweise die Elektrifizierung, der Trink- und Abwasserausbau, die Anbindung an die verschiedenen Verkehrsnetze sowie die Vorstellung von Personen, welche sich um das Wohl der Stadt verdient gemacht haben. Im zweiten Stock befindet sich die Wechselausstellung. Neben der jährlichen Weihnachtsschau gibt es regelmäßig bis zu drei weitere Ausstellungen.

Gegen 15:00 Uhr trafen wir dann in der Villa ein. Der Abend klang mit gemeinsamen Spaziergängen und lustigen Gesprächen aus. Die Hängebrücke an der Mulde wurde nicht nur an diesem Abend zum Schwingen gebracht.

Für den Ausflug am Dienstag hatte Frau Friedemann einen Bus beim Taxiunternehmen Petzold gechartert. Leider stellte sich beim Einsteigen heraus, dass dieser nur 20 Fahrgäste fast. Außerdem musste auch ein Rollstuhl mit transportiert werden. Wie für alles in Rochsburg, gab es auch hierfür eine schnelle und unkomplizierte Lösung. Udo holte den Kleinbus und fuhr hinterher. Nach einer über zweistündigen fahrt, mit vielen Baustellen und Umleitungen, trafen wir in Frauenstein ein. Im „Frauensteiner Hof“ war bereits das Mittagessen vorbestellt. Anschließend fuhren wir zum Gottfried Silbermann Museum.

Am Rande des Osterzgebirges, unweit der tschechischen Grenze, ist im Kreuzgewölbesaal des Frauensteiner Schlosses das Gottfried-Silbermann-Museum beheimatet. Das Haus widmet sich seit 1983 dem Leben und Wirken des bedeutendsten sächsischen Orgelbaumeisters Gottfried Silbermann, dessen Orgeln noch heute in einer Vielzahl von Kirchen in Mitteldeutschland erklingen. Das Museum verwahrt und zeigt Dokumente, Akten, Faksimiles, Briefe, Textdarstellungen sowie Bilder, Stiche und Zeichnungen rund um Leben und Wirken Silbermanns. Zusätzlich veranschaulicht das einzigartige Funktionsmodell einer mechanischen Schleifladenorgel dem Besucher das komplizierte Innenleben einer Orgel. Das Gottfried-Silbermann-Museum verfügt mit der Original-Kopie einer Silbermannorgel über ein klingendes Instrument, welches ganzjährig für Konzerte genutzt wird.

Zunächst erfuhren wir sehr viel über die Geschichte des Orgelbaus und das Leben und Wirken von Gottfried Silbermann. Am Modell der Orgel durften wir dass Innenleben ertasten. Wir konnten auch Orgelpfeifen aus Holz und Metall in die Hand nehmen. Der absolute Höhepunkt des Museumsbesuches war ein kleines Orgelkonzert. Der Organist führte uns dabei die umfangreichen Tonvarianten einer Silbermannorgel vor. Er berichtete auch von seinen Konzerten, die ihn in die ganze Welt führen. Bei diesen Konzerten führt er auch eigene Kompositionen auf. Seine nächste Reise geht nach Siebenbürgen in Rumänien.

Diejenigen, die noch relativ gut zu Fuß waren, begaben sich gemeinsam mit Udo auf einen Rundgang durch die Burgruine. Hierbei mussten sehr viele Stufen überwunden werden. Übrigens unsere älteste Teilnehmerin, Frau Richter mit 95 Jahren, lief manchen jüngeren davon. Bevor wir die Rückfahrt antraten, „tankten“ wir unsere verbrauchten Kraftreserven bei Kaffee, Kuchen und Eisspezialitäten im „Frauensteiner Hof“ wieder auf.

Auch am Mittwoch war eine Fahrt ins Erzgebirge geplant. Pünktlich 9:30 Uhr bestiegen wir die drei Kleinbusse. Nach einer einstündigen Fahrt, mit Polizeikontrolle und einem Strafzettel für eine Geschwindigkeitsüberschreitung, trafen wir im erzgebirgsort Gelenau ein, um das „Deutsche Strumpfmuseum“ zu besuchen.

Die Strumpfindustrie hat über mehrere Jahrhunderte hinweg die Geschichte Gelenaus maßgeblich geprägt. Deshalb wurde 1992 das „Deutsche Strumpfmuseum“ eröffnet. Es ist das einzige Museum seiner Art in Deutschland. Die Ausstellungsstücke stammen zum Teil aus den frühesten Epochen der deutschen Strumpfwirkerei und Strickerei. Im Erdgeschoss wird ein umfangreicher historischer Maschinenpark gezeigt, der von einer 12 m langen Cottonmaschine über Spulmaschinen bis hin zu modernen Strickautomaten reicht. Ein großer Teil der Maschinen ist noch funktionstüchtig und steht Schauvorführungen zur Verfügung. Im 1.Obergeschoss werden Maschinen der Nachverarbeitung, wie Kettel-, Näh- und Formmaschinen gezeigt. Neben vielen Gegenständen aus der Strumpfindustrie sowie einer Musterkollektion ist auch eine Strumpfwirkerstube aus der Zeit um 1900 zu sehen. Sie gibt Einblick über das karge Leben der Strumpfwirker.

Viele der Ausstellungsstücke durften in die Hand genommen werden. Durch Anekdoten aus DDR-Zeiten wurde die Führung aufgelockert. Fast alle Anwesenden konnten sich noch gut daran erinnern, denn sie sind ja weit vor 1989 geboren. So bemerkten wir fast nicht, dass inzwischen fast 2 Stunden vergangen waren.

Die zeit vom Mittagessen bis zum Kaffeetrinken verbrachten wir in der „Gelenauer Dorfschenke“. Ein Alleinunterhalter erfreute uns mit einem Erzgebirgsprogramm. Dabei wurden die bekannten Lieder, wie zum Beispiel „Der Vogelbeerbaum“, „Der Holzmichel“, „Glück auf“ und das „Feierabendlied“, kräftig mitgesungen. Ein Teil der Gruppe besuchte noch vor der Rückfahrt nach Rochsburg den Strumpfladen.

Das Wetter machte uns am letzten Abend einen Strich durch die Rechnung. Da ein Gewitter sich ankündigte und Wind aufzog, wurde kurzfristig das Grillgut im Speiseraum verzehrt, was wieder einmal bewies, in der Villa gibt es für alles eine Lösung.

Den letzten Abend verbrachten die Fußballfans in zwei Gruppen. Sie schauten das EM Halbfinale zwischen Portugal und Wales entweder im Fernsehraum oder im Freien, da sich das Gewitter inzwischen verzogen hatte. Einige waren aber auch schon traurig, denn am nächsten Tage sollte es schon wieder nach Hause gehen. Die schönen Tage waren vorüber.

Nachdem am Donnerstag die Koffer gepackt und die Rechnungen bezahlt waren traten wir die Heimreise an, nicht ohne für 2017 einen Termin vereinbart zu haben. Es gibt also auch ein „12. Mal“. Das Programm dafür ist in Gedanken schon fast fertig. Bei der Verabschiedung sagte Frau Friedemann: „Sollte es nötig sein, besorge ich für nächstes Jahr auch noch einen vierten Bus. Das mit den Betten sollte auch kein Problem sein“.

Ein herzliches Dankeschön geht an Frau Friedemann und ihrem gesamten Team für die hervorragende Vorbereitung und Ausgestaltung der Tage. Alle fühlten sich wohl und waren rundum zufrieden. Auch als alleinstehender Blinder oder Sehbehinderter kann man in die Villa fahren, da man dort Begleithilfe und Unterstützung im Hause und bei den Ausflügen bekommt.

Danken möchte ich auch der IKK classic, der Stadtverwaltung Großenhain sowie Frau Kerstin Lauterbach von der Landtagsfraktion „Die Linke“ im Sächsischen Landtag, die die Reise finanziell unterstützten.

Frank Herrmann