Bericht zur Woche des Sehens 2023 in Plauen

Wie nehmen blinde und sehbehinderte Menschen ihre Umgebung wahr und welche Herausforderungen müssen sie im Alltag meistern? Das konnten Interessierte auch in diesem Jahr zur bundesweiten Woche des Sehens erfahren und erleben. Im vogtländischen Plauen hatte der Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen gemeinsam mit Dagmar Nauruhn, der Behinderten- und Seniorenbeauftragten des Vogtlandkreises, ein vielseitiges, kreatives Programm auf die Beine gestellt. „Augen als Fenster zur Welt“ lautete das Motto der spannenden Veranstaltungsreihe für Menschen mit und ohne Sehbehinderung

Zum Auftakt am 10. Oktober fanden sich etwa 30 „Nachtschwärmer“ um 19 Uhr am Brunnen vor dem Neuen Rathaus ein, um Stadtführer Uwe Rödel in der Rolle des historisch verbürgten Nachtwächters Friedrich-Wilhelm im Dunkeln durch die Plauener Altstadt zu folgen. Standesgemäß im Stil des späten 19. Jahrhunderts gekleidet und mit Laterne, Hellebarde und Horn ausgerüstet, führte er die Gruppe durch den mit geschichtlichen und architektonischen Fakten, spannenden Begebenheiten und lustigen Anekdoten angereicherten Rundgang.

Auch zur Geschichte der 300 Jahre alten Lutherkirche erfuhren die Teilnehmer des Nachtwächterrundgangs zur Woche des Sehens viel Interessantes. Schräge Ansicht auf die Lutherkirche. Der Hintergrund ist ein dunkelblauer Nachthimmel. Vor der Kirche ist ein gepflasterter Gehweg mit zwei leuchtenden Laternen, einer Ampel und zwei Pollern. Danach folgt die Straße und am unteren linken Bildrand ist wieder ein Stück gepflasterter Gehweg.
Foto: BSVS/KO Vogtland/Jana Färber

Zwei Tage später, am 12. Oktober, wartete an der Zentralhaltestelle am Tunnel eine merkwürdig aussehende Straßenbahn auf Neugierige. Die Glasscheiben waren mit schwarzem Stoff beklebt. Sobald sich die Türen geschlossen hatten, tauchten die Passagiere in fast völliger Finsternis in die Welt blinder Menschen ein und erfuhren während einer Stadtrundfahrt von André Brendle viel Wissenswertes über Herausforderungen, Lösungen und Hilfsmittel im Alltag und im Berufsleben. Zweimal drehte die Bahn ihre Runde auf dem Schienennetz. Nach der Rückkehr wartete jeweils ein Highlight auf die Gäste: am Vormittag ein Spaziergang zum neuen Bronze-Tastmodell des mittelalterlichen Plauens an der Johanniskirche und am Nachmittag ein lautstarker, rhythmischer und mitreißender Auftritt der Trommelwirbler des Fanprojekts Plauen-Vogtland e.V., zu dem Snacks und Getränke verteilt wurden. Insgesamt ließen sich an diesem Tag ca. 30 Teilnehmer in der verdunkelten Straßenbahn chauffieren.

Die abgedunkelte Straßenbahn vor der Rundfahrt zur Woche des Sehens.
Foto: BSVS/KO Vogtland/Jana Färber

Den Abschluss der diesjährigen Woche des Sehens bildete am 17. Oktober eine kostenlose Filmvorführung im Capitol-Kino. Gezeigt wurde „Der Junge muss an die frische Luft“ nach dem autobiografischen Roman von Hape Kerkeling mit Audiodeskription. Vor dem Film hielt Sarah Smitkiewicz, Koordinatorin von Blickpunkt Auge Sachsen, einen Vortrag zum Thema: „Ich sehe so, wie du nicht siehst – Leben mit einer Sehbehinderung, was heißt das?“ Im Foyer waren das LHZ Dresden, der VDK, Blickpunkt Auge, das Pflegenetzwerk des Vogtlandkreises, der VITAL e.V. und die Plauener Straßenbahn GmbH mit Infoständen vertreten. Etwa 50 Gäste mit und ohne Behinderung informierten sich und nahmen zur Filmvorführung im Kinosaal Platz.

Vor dem Filmtheater Capitol in Plauen weist ein großes Banner mit dem Logo von Blickpunkt Auge auf die Veranstaltung zur Woche des Sehens hin.

Foto: BSVS/KO Vogtland/Jana Färber

Zwei weitere geplante Abende mit der Erlebnisgastronomie Dunkelrestaurant mussten mangels Interesse leider ausfallen. Das war aber nur ein kleiner Wermutstropfen, denn insgesamt zogen die Organisatoren eine positive Bilanz der Woche des Sehens. Nächstes Jahr wird es eine Neuauflage geben.

(geschrieben von Jana Färber, Kreisorganisation Vogtland)