„Anatevka“ mit Audiodeskription und Tast-Parcours

Ich habe am Sonntag, den 12.03.23, zusammen mit meiner Lebenspartnerin die Vorstellung von „Anatevka – Der Fiedler auf dem Dach“ [1] in der Musikalischen Komödie der Oper Leipzig besucht und dabei die von der Oper Leipzig angebotenen Möglichkeiten einer Live-Audiodeskription und eines „Tast-Parcours“ [2] genutzt.

Und ich muss sagen: Ich bin noch immer begeistert von der gesamten Veranstaltung!

Es ist schwer für mich, zu schätzen. Aber ich würde sagen, dass sich zum Termin um 13:30 Uhr etwa 30-50 blinde bzw. seheingeschränkte Menschen (ggf. mit Begleitperson) eingefunden hatten. Manche kamen aus Leipzig, viele aber auch von außerhalb (Dresden, Chemnitz, Erzgebirge…).

Begrüßt wurden wir durch Herrn Rose (den Direktor der Musikalischen Komödie), durch Frau Anke Nicolai, (die Fachfrau für die Live-Audiodeskription) sowie durch weitere Verantwortliche und Beteiligte der Aufführung. Schon diese Begrüßung fand ich ausgesprochen herzlich, empathisch, liebenswürdig, auch humorvoll und v.a. sehr auf die besonderen Bedürfnisse blinder und seheingeschränkter Menschen eingehend. So stellten die Beteiligten bspw. nicht nur ihre Berufe und ihre Funktion im Hinblick auf die Veranstaltung vor, sondern beschrieben auch (teilweise wohltuend augenzwinkernd) ihr Aussehen, ihre Statur, ihre Kleidung etc., sodass man sich selbst ein ungefähres Bild machen konnte – sehr sympathisch!

Nach einer kurzen Erklärung des Ablaufs hatten wir dann die Möglichkeit, im Rahmen eines „Tast-Parcours“ die Bühnenaufbauten, die Kostüme und weitere Requisiten kennenzulernen.

Und hier folgte für mich die nächste schöne Überraschung:

Auf bzw. hinter der Bühne wurden wir sogar von Mitwirkende der Aufführung begrüßt, die sich bereitgefunden hatten, mit uns Gespräche zu führen, Fragen zu beantworten und Erklärungen zu geben. Und das kurz vor dem Auftritt – also zu einer Zeit, wo ich selbst vermutlich vor Lampenfieber und Aufregung mit überhaupt niemandem mehr wirklich sinnvoll reden könnte…

So hatte ich bspw. Gelegenheit, mit Frau Olivia Delauré (spielt im Stück die Tochter Zeitel und war selbst noch im „Schmink-Mantel“, wie sie sagte) über einige Szenen und Besonderheiten im Ablauf des Stückes zu sprechen. Und Herr Günter Schoßböck (spielt den Wachtmeister und könnte einigen schon von der Stimme her bekannt sein, da er viel für die DZB gelesen hat) hat mir – bereits im Wachtmeister-Kostüm – die „Kneipe“ gezeigt und beschrieben.

Leider konnte ich mir nicht alle Namen der Beteiligten merken, die uns hier so freundlich, kompetent, offen und ausgiebig die wesentlichen Fakten zum Aufbau der Bühne, zur Bühnen- und Lichttechnik, zum Stück, zu den Kostümen und Requisiten u.v.a.m. erklärt und beschrieben haben – obwohl ich mich am liebsten bei allen persönlich bedanken möchte!

Jedenfalls hat mir die Möglichkeit, dies alles schon erfahren und kennengelernt zu haben, später während der Vorstellung geholfen, mir die jeweiligen Szenen besser vorstellen zu können.

Und natürlich war und bin ich noch immer besonders begeistert von der Live-Audiodeskription! Diese hat sowohl von der Technik als auch von Organisation und Durchführung her ausgesprochen gut und zuverlässig funktioniert. Ich bin wirklich beeindruckt, wie gut es Frau Anke Nicolai und ihrem Team gelungen ist, die Optik und die Abläufe des Geschehens so bildlich, unaufdringlich, sympathisch und liebenswert zu beschreiben – einfach genial! Da merkte man die jahrelange Erfahrung von Frau Nicolai beim Thema „Live-Beschreibungen“. Vor allem habe ich da eine Herzlichkeit, Empathie und Zugewandtheit wahrgenommen sowie das ernsthafte Interesse, die gesamte Veranstaltung (einschließlich der abschließenden Verbeugungen der Künstler und einer sehr emotionalen Verabschiedung eins Ensemble-Tänzers nach der Vorstellung) auch für uns Blinde bzw. Sehgeschädigte spürbar, fühlbar, ja erlebbar zu machen!

Das alles – in Verbindung mit der wunderbaren Musik, mit der humorvoll-traurigen, emotionalen Thematik des Stückes, mit den hervorragend gesprochenen Texten und natürlich ebenso mit den tollen Chören und dem ausgezeichneten Orchester – hat sicher nicht nur mir einen unvergesslich schönen Nachmittag und Abend bereitet, für den ich mich nur immer wieder gern bei allen Verantwortlichen, Mitwirkenden und anderen Beteiligten bedanken kann!

Und: Man muss noch bedenken, dass dies das erste Mal war, dass die Musikalische Komödie die Möglichkeit der Live-Audiodeskription angeboten hat! Möglich, dass dabei nicht alles für alle Anwesenden optimal gelaufen sein mag. Aber ich selbst wüsste nicht, was ich noch verbessern würde…

Von mir also eine ganz klare Empfehlung für diese und ähnliche Möglichkeiten! Letztlich ist es ja auch für die, die so etwas planen, organisieren und durchführen, wichtig, dass möglichst viele Interessierte dann auch solche Angebote wahrnehmen…

Daher schon einmal als Vorankündigung: Soweit ich es verstanden habe, wird im September „Anatevka“ nochmals mit Audiodeskription geboten (in der Musikalischen Komödie). Und im Dezember dann wohl „Die Zauberflöte“ in der Oper, ebenfalls mit Audiodeskription.

Soweit von mir.

Mit freundlichen (und noch immer begeisterten!) Grüßen aus Leipzig, Heiko Degenhardt.

[1]

https://www.oper-leipzig.de/de/programm/anatevka-der-fiedler-auf-dem-dach/578

[2] https://www.oper-leipzig.de/de/audiodeskription

Parktikumsbreicht

In der letzten Ferienwoche (24.08.- 28.08.2020) machte ich ein Ferienpraktikum im Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e. V. (BSVS) in Leipzig. Das ist ein Verein für blinde und sehbehinderte Menschen, der sie unterstützt und Aktivitäten wie gemeinsame Ausflüge oder Treffs (Tischball, Tandem, Museum, Bowling u.s.w.) anbietet.

Eigentlich wollte ich dort in der 9. Klasse mein zweiwöchiges Schülerpraktikum machen, aber durch Corona fiel das aus. Weil ich wissen wollte, wie es ist, in diesem Verein zu arbeiten, fragte ich nach, ob ein Ferienpraktikum möglich wäre. Dafür musste ich mit meinen Eltern ein Formular über Datenschutz und Schweigepflicht über persönliche Informationen unterschreiben.

Am Montag, den 24. August war ich mit einer Kollegin im Außendienst. Da besucht man blinde oder sehgeschädigte Leute, redet mit ihnen und unterstützt sie bei alltäglichen Dingen, zum Beispiel beim Einkaufen, Arzt- oder Amtsbesuchen.

Dienstag war ich von 9 Uhr bis 18 Uhr im Büro in der Beratungsstelle. Hierher kommen Personen, wenn sie neue Hilfsmittel brauchen oder wenn sie Fragen über das Leben mit Sehproblemen haben oder wenn sie auf einmal damit konfrontiert werden und nicht wissen, wie sie ihr weiteres Leben gestalten sollen. Ich durfte Quittungen stempeln und bei einer Vorstandssitzung dabei sein. Außerdem konnte ich auch bei einem Beratungsgespräch mit dabei sein.

Wieder im Außendienst war ich am Mittwoch. Leider war das ein stürmischer Tag, so konnten wir nicht viel unternehmen und machten einen kleinen Spaziergang.

Am Donnerstag war ein Segelnachmittag, zu dem man sich anmelden konnte. Am Cospudener See konnten wir mit erfahrenen Seglern in See stechen und etwas über das Segeln erfahren. Hinterher gab es gegrillte Bratwurst im Brötchen.

 Das Bild ist aus der Normalperspektive aufgenommen und baut sich vom Vordergrund nach hinten wie folgt auf: dunkelblauer See und eine grüne Waldkante nehmen ein Drittel des Bildes ein. Auf dem restlichen Teil des Bildes befindet sich blauer Himmel mit großen weißen Wolken. Ein Kielboot, mit leuchtendem weißem Großsegel, fährt im Bild von rechts nach links. An Bord sind ein Segelschüler, welcher auf dem Bug kniet und im Heck sitzen zwei erfahrene Skipper und zwei Segelneulinge. Versetzt hinter dem Kielboot fährt von links nach rechts das Rettungsmotorboot, gesteuert von zwei Mitgliedern der Jugendgruppe des Cospudener Yachtclub Merkkleeberg e.V.
Foto: BSVS/Freytag-Liebing

Den letzten Praktikumstag verbrachte ich von neun bis zwölf Uhr in der Beratungsstelle, wo ich mir Hilfsmittel anschauen und ausprobieren durfte, zum Beispiel einen Computer mit speziellen Einstellungen (Ansage, was man schreibt) und einem Braillefeld (Geschriebenes am Computer unter Tastatur in Brailleschrift abgebildet), Braillebuchstaben (Buchstaben für die „Blindenschrift“) und eine Punktschriftmaschine.

Das war ein interessantes Praktikum mit neuen Erfahrungen. Besonders gut gefallen hat mir der Segelnachmittag, denn ich war vorher noch nie segeln. Mein längster Praktikumstag war am Dienstag in der Beratungsstelle. Obwohl es ein sehr langer Tag war; hatte ich viel Spaß, da ich viele neue Sachen erfahren habe und auch viele Fragen hatte. Im Büro war es sehr interessant, weil es dort viele Hilfsmittel gab, die bei Beratungen gezeigt und angeboten werden. Ebenfalls interessant war der Außendienst, weil man persönlich betroffene Personen unterstützt.

Ich würde euch allen ein Praktikum in Bereichen, die ihr besser kennenlernen wollt, empfehlen.

(Quelle: Jasmin)

Erlebnisbericht: Handball beim SC DHfK Leipzig – mit Audiodeskription

Ich hatte schon bei verschiedenen Gelegenheiten von einem Angebot des SC DHfK Leipzig gehört, der schon seit 2014 bei allen seinen Heimspielen in der Handball-Bundesliga eine Live-Audiodeskription für blinde und sehbehinderte Menschen anbietet (s.
https://www.scdhfk-handball.de/heimspiel/audiodeskription/).

Am Sonntag, dem 02.04.23, hatte ich nun – sehr spontan und kurzfristig, aber durchaus interessiert – die Möglichkeit, mir dieses Angebot einmal anzuschauen. Der SC DHfK empfing an diesem Tag den TSV Hannover-Burgdorf in der QUARTERBACK Immobilien ARENA (Anwurf war 16:00 Uhr).

Gut eine Stunde vor Spielbeginn fanden sich etwa 15 interessierte Blinde (meist mit Begleitperson) am Treffpunkt vor der Halle ein. Einige waren schon jahrelang Fans (aus Hannover, Dresden, Chemnitz, natürlich Leipzig und anderen Orten). Andere kamen – wie z.B. ich – erstmals überhaupt zu einem Handballspiel.

Empfangen wurden alle – sehr aufmerksam und fürsorglich – durch Peter Lomb und einige Helfer seines Teams. Peter ist seit 2014 im Bereich Live-Audiodeskription – insbesondere für unterschiedlichste Sportereignisse – tätig und engagiert sich so v.a. beim Thema einer inklusiven, barrierefreien Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen an solchen Ereignissen (s. . Diese jahrelange Erfahrung merkt man ihm und seinem Team sehr deutlich und wohltuend an – so auch während dieser Veranstaltung.)

Nach der Begrüßung und dem Empfang der Tickets ging es dann gemeinsam in die Halle. Schon dabei wurde darauf geachtet, dass auch Blinde, die keine Begleitperson dabei hatten, einen Helfer zur Unterstützung an ihrer Seite hatten.

In der Halle wurden wir zunächst mit den wichtigsten Grundlagen des Handballsports vertraut gemacht. Als erstes konnten wir uns anhand eines Modells mit aufgeklebten Markierungen einen Überblick über die Aufteilung des Spielfeldes (der „Platte“) verschaffen. Wir erfühlten z.B. die wichtigsten Linien (Mittellinie, Mittelkreis, Torraumlinie, Freiwurflinie, …) und erfuhren Einzelheiten über deren Bedeutung während des Spiels.

Danach wurde ein Handball rumgereicht. Ich fand es ziemlich beeindruckend, wie groß dieser sich doch angefühlt hat. Und wie wir erfahren haben, kann dieser von den Spielern mit über 130km/h geworfen werden – unglaublich! Wer mag da denn eigentlich gern Torhüter sein…?

Dann hat uns Peter noch (an uns selbst) einige grundlegende Spielsituation bzw. -abläufe demonstriert. So konnten wir uns später, während des Spiels, ziemlich gut etwas unter einem „Unterarmwurf“, dem „Festmachen“, einem „Übersteiger“, einem „Schrittfehler“ u.s.w.
vorstellen. Und wir lernten etwas über Taktik, über das schnelle Umschalten zwischen Angriff und Verteidigung, über Zeitstrafen, die Regelungen zu den Auszeiten u.v.a.m.
Eine tolle, nützliche und erhellende Vorbereitung und Einführung zum Thema Handball.

Danach wurden wir zu unseren Sitzplätzen geleitet. Wir erhielten die Empfangsgeräte (robuste, leicht zu bedienende, voreingestellte Geräte zum Umhängen, wahlweise mit eigenen Kopfhörern über eine Klinkenbuchse verwendbar). Peter und sein Moderatorenkollege verabschiedeten sich dann in Richtung Sprecherkabine. Es wurde jedoch darauf geachtet, dass stets ein Ansprechpartner des Teams bei uns war, um uns ggf. Fragen zu beantworten oder anderweitig zu helfen. So konnte ich z.B. während des Spiels weiter Details über traditionelle Rituale oder andere Besonderheiten erfahren. Bspw. stehen „wir“ Fans des SC DHfK zu Beginn jeder Spielhälfte, bis „wir“ das erste Tor geworfen haben, und ebenso in den letzten 5 Minuten des Spiels…

So langsam füllten sich dann auch die Ränge (am Ende waren über 4700 Sportbegeisterte in der Halle!). Es gab eine Show, Cheerleader, Interviews u.v.a.m. Die Mannschaften wurden vorgestellt und gehörig begrüßt („unsere“ natürlich etwas frenetischer als die „gegnerische“) – das alles schon hervorragend kommentiert und beschrieben von den Moderatoren der Audiodeskription.

Was mir dabei, während des gesamten Spiels und auch noch danach besonders angenehm auffiel, ist, wie sportlich, fair, respektvoll, fröhlich und freundlich die ganzen Fans miteinander umgegangen sind. Die Gäste aus Hannover wurden wirklich lautstark, wohlwollend und wertschätzend begrüßt – fast so wie die der Heimmannschaft (natürlich etwas weniger euphorisch – schließlich sollte ja schon der SC DHfK gewinnen).

Und selbst bei den Helfern aus dem Team der Audiodeskription gab es freundliche Unterstützung, sogar aus anderen Städten, z.B. von den Füchsen Berlin – einem anderen „Konkurrenten“ der Leipziger in der Handball-Bundesliga. Das zeigt aus meiner Sicht deutlich, dass es den Leuten in erster Linie um „ihren“ Sport geht – und darum, diesen möglichst vielen Menschen, im speziellen Fall besonders uns blinden und sehbehinderten, näher zu bringen…

Handball ist insgesamt ein sehr dynamischer, schneller, kämpferischer aber zugleich ein recht fairer Sport mit sehr vielen Aktionen und raschen Wechseln zwischen Angriff und Verteidigung. Und wenn dann das Publikum (meist noch motiviert durch Musik oder Anfeuerung des
Hallensprechers) die Mannschaften noch so lautstark und tatkräftig unterstützt – das ist schon Gänsehaut pur! Die Live-Audiodeskription hat es mir zusätzlich ermöglicht, dem Geschehen sowohl auf als auch außerhalb der „Platte“ gut folgen zu können – eine ganz starke Leistung von den beiden Moderatoren!

Der gesamte Ablauf, die Stimmung in der Halle, die Emotionalität, der faire und sportliche Umgang aller Beteiligten, die Spannung des Spiels – all dies hat mich total begeistert! Und die hervorragende, sehr gut zu verfolgende, detaillierte und zugleich mitreißende Live-Audiodeskription hat einen sehr wesentlichen Beitrag dazu geleistet! Vielen Dank dafür!

Ich kann dieses Angebot ausdrücklich weiterempfehlen!

Anmerkung: Blinde und sehbehinderte Zuschauerinnen und Zuschauer erhalten übrigens bei jedem Heimspiel ermäßigten Eintritt, und eine Begleitperson ist inklusive.

Daher: Wer sich – so wie ich – ebenfalls vom „Handballfieber“ anstecken lassen möchte, meldet sich am besten bei Peter Lomb. Termine sowie weitere Informationen und Angebote finden sich auf seiner Webseite (https://lomb-audio.de). Für Fragen steht er Peter per Mail unter peter@lomb-audio.de sowie telefonisch unter +49 178 8277449 zur Verfügung.

Vielleicht sieht man sich dann ja schon beim nächsten Heimspiel des SC DHfK gegen den TVB Stuttgart in der Arena (Anwurf: 20.04.23 um 19:05 Uhr)?

(Ach so: Der einzige, kleine Wermutstropfen bei der ganzen Sache war das Endergebnis des Spiels. „Wir“ haben 29:31 verloren. ABER: Es war ungemein spannend, kämpferisch und emotional!)

Begeisterte, und diesmal auch sportliche, Grüße aus Leipzig, Heiko Degenhardt.

Justizvollzugsanstalt mit Haftkrankenhaus am Samstag, 10. September 2022

Unser Wunsch die JVA in Leipzig zu besuchen, ist schon seit Jahren geplant, aber wegen Quarantäne (erst Krippe danach Corona) verschoben wurden. Durch den persönlichen Kontakt von Regina und Achim Reiche zum Direktor des Hauses bekamen wir die Möglichkeit, mit 15 Personen an einer Führung am 10. September teilzunehmen. Wir mussten die Kontaktadressen von allen Teilnehmern vorher einreichen.

Am Tag der Führung trafen wir uns 15 Minuten vor Beginn zur Dokumentenkontrolle, mussten unser Gepäck, Hausschlüssel und Telefone im Tresor einschließen und gingen durch die Sicherheitskontrolle über den Besuchereingang in das Objekt.

Die gesamte Gruppe waren 70 bis 80 Personen. Wir wurden vom Direktor des Hauses begrüßt, das gesamte Gelände umfasst ca. 10 ha. und wurde auf dem Komplex des ehemaligen Haftkrankenhauses nach der Wende als Neubau errichtet. Die beiden Häuser des Krankenhauses stehen unter Denkmalschutz und sind noch unsaniert.

Neu errichtet wurden:

  1. Zwei sechsgeschossige Gebäude zur Unterbringung der Häftlinge mit einem Verbindungsgang
  2. Eingangsgebäude mit Zufahrt und Einfahrtschleuse
  3. Ein Verwaltungsgebäude
  4. Küchenkomplex und Wäscherei
  5. Mehrfeldsporthalle
  6. Sechs Meter hohe betonierte Einfassung auf der Straßenseite und Stahlgitterzaun auf der Feldseite mit innen angebrachten Elektroübersteigschutz
  7. Freifeldsportplatz sowie ein Platz für Besucherempfang im Freien

In dieser JVA sind nur männliche Straftäter bis zu einer Haftdauer von max. vier Jahren untergebracht, auch Untersuchungsgefangene für kurze Zeit.  Insgesamt sind 450 bis 500 Häftlinge einquartiert, dem gegenüber stehen 250 Angestellte. Der tägliche Kostenaufwand pro Häftling beträgt 170,00 Euro.

Nach dieser allgemeinen Information trennten sich die Gruppen und wir Blinden und unsere Begleiter wurden vom Direktor durch die Häuser und Freiflächen geführt, der Besucherbereich ist im Verwaltungstrakt untergebracht, bei schönem Wetter kann man sich auch im Freien treffen. Die eigenen Kinder dürfen den Vater gemeinsam mit der Mutter besuchen. Für schwierige Fälle gibt es einen Extrabesucherraum mit Unterhaltung durch eine Glasscheibe.  Der Haftbereich konnte nur durch ein zusätzliches Gittertor betreten werden. Wir sahen die Kleiderkammer, hier werden die Häftlinge komplett neu eingekleidet, mitgeführte Gegenstände z.B. Schlüssel, Geld, Werkzeug, Diebesgut und sonstiges werden gesondert gelagert, sie können nach Festlegung des Gerichtes an die Angehörigen oder Besitzer übergeben werden. In zwei Ausbildungsräumen haben die Inhaftierten die Möglichkeit eine Qualifizierung am Computer oder zur Elektro-Hilfskraft mit Zertifikat zu erwerben, der Lehrgang dauert mindestens zehn Wochen. Wir konnten die unbelegten Räume für besondere Anforderungen (aggressiv, selbstmordgefährdet usw.) betreten, sahen den Andachtsraum und hörten von dem großen medizinischen Bereich mit angeschlossenem Krankenhaus.

Auf dem Weg zur Zweifeld-Sporthalle sahen wir nördlich der Hauptachse den Freilandsportplatz und in östlicher Richtung die beiden unsanierten Häuser des alten Haftkrankenhauses. Weiter in dieser Richtung befindet sich außerhalb der Umfassungsmauer an der Chemnitzer Straße ein umgebautes Wachgebäude, wo Häftlinge mit Freigang bei guter Führung untergebracht werden. Der Ausgang soll zur Wiedereingliederung in das öffentliche Leben dienen (Arbeit, Wohnung, Familie usw.). In der Sporthalle war ein Imbiss mit Kaffee, Kuchen, Würstchen usw. vorbereitet, und wir hatten die Möglichkeit den Bediensteten weitere Fragen zu stellen. Unsere Gesamtbesuchszeit dauerte 2,5 Stunden.

Wir bedanken uns bei dem Direktor Rolf Jacob und seinen Mitarbeitern für die interessante und aufschlussreiche Führung.

Am 4. November 2022 erarbeitet
Wolfram Ehms

 

Besuch des Duft- und Tastegarten möglich

Dunkelblaue kleine Beeren hängen an einem Ast. An den untersten beiden Beeren hängt eine Regentropfen. Im Hintergrund befinden sich grüne und rote Blätter.
Foto: Katrin Freytag-Liebing

Der Sommer erwacht und damit öffnen auch wieder die Parks und Gärten. Seit dem 12. Juni sind auch wieder die Außengärten des Botanischen Gartens, zu denen der Duft- und Tastgarten gehört, geöffnet.
Die Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten ist während der Pandemie aus verschiedenen Gründen etwas ins Stocken geraten. Wir möchten aber für unsere Mitglieder trotzdem das Angebot von Führungen durch den Garten aufrecht erhalten.

Für die Sommermonate sind Führungen durch den Duft- und Tastgarten zu folgenden Terminen möglich:
  • Freitag, 25. Juni, 15.30 Uhr
    Anmeldung bis 18. Juni 2021 12.00 Uhr über die Beratungsstelle
  • Freitag, 30. Juli, 15.30 Uhr
  • Freitag, 20. August, 15.30 Uhr
  • Freitag, 24. September, 15.30 Uhr

Die Führungen werden von Susanne Siems durchgeführt, spezielle botanische Führungen sind derzeit nicht möglich.
Für eine Führung müssen sich mindestens vier, höchstens acht Personen eine Woche vorher in der Beratungsstelle angemeldet haben. Die zum jeweiligen Zeitpunkt geltenden Coronaregeln sind zu beachten. Ein Obolus von 3,00 Euro pro Person, mit der Sie die Arbeit unseres Vereins unterstützten, wird erbeten.

Einen schönen Sommer wünscht Ihr Stadtvorstand.

(Quelle: Susanne Siems)