Erlebnisbericht

GRUND ZUM FEIERN!

Das Schauspiel Leipzig bietet seit inzwischen zehn Jahren für mindestens eine Vorstellung im Monat eine Audiodeskription (kurz: AD) für blinde oder seheingeschränkte Gäste an. Am 17. und 18. November fanden mehrere Veranstaltungen aus Anlass des 10jährigen Jubiläums dieser Angebote statt [1]. Ich habe einige der Veranstaltungen besuchen können und möchte hier – mehr oder doch eher weniger kurz – darüber berichten.

PODIUMSGESPRÄCH

Am 17. November 2023 um 17:00 Uhr fanden sich zahlreiche Interessierte zu einem Podiumsgespräch im Foyer 1 des Schauspielhauses ein. Moderiert wurde das Gespräch von Frau Hannah Reuter (Sprach- und Kulturwissenschaftlerin). Die Gäste auf dem Podium waren:

  • Herr Jürgen Dusel (der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen)
  • Herr Matthias Huber (Regisseur, Dramaturg und Audiodeskriptionsautor)
  • Herr Prof. Dr. Thomas Kahlisch (Direktor des Deutschen Zentrums für barrierefreies Lesen Leipzig)
  • Frau Christin Ihle (Dramaturgin)
  • Frau Renate Lehmann (Audiodeskriptionsautorin)
  • Frau Sabine Meißner (regelmäßige und erfahrene Besucherin der Vorstellungen mit Audiodeskription)
  • Frau Pernille Sonne (Performerin und Audiodeskriptionsautorin)

Durch die tolle Moderation sowie die sachkundigen, erfahrungsreichen und oft auch humorvoll vorgetragenen Beiträge der Gäste konnte man sich auf unterhaltsame und angenehme Weise einen sehr guten Überblick über das Thema Audiodeskription (oder besser: Inklusion allgemein) sowie über die etablierten und geplanten Lösungen dafür am Schauspiel Leipzig verschaffen.

So wurden zunächst gesetzliche bzw. rechtliche Grundlagen bzgl. der Rechte von Menschen mit Behinderungen thematisiert, ehe es dann um die aktuellen sowie zukünftig mögliche Verfahren und Herangehensweisen der AD ging (Beispiel: Nutzen von Systemen der künstlichen Intelligenz). Nachfolgend gab es eine kurze Zusammenfassung der konkreten Arbeitsprozesse beim Erstellen der AD am Schauspiel Leipzig und einen Erfahrungsbericht über die sehr gelungene, zielorientierte und nutzerfreundliche Umsetzung aus der Sicht einer aktiven Nutzerin. Außerdem wurde ein Überblick über und ein Ausblick auf andere, neue Formate der Audiodeskription gegeben, bei denen das Publikum selbst zugleich Bestandteil der AD und der Performance sein könnte.

In all diesen Beiträgen und auch bei den Antworten auf die Fragen der Anwesenden war eine echte Verbundenheit, eine Große Empathie und ein tiefes Verständnis für die speziellen Bedürfnisse und Herausforderungen dieses Themenkomplexes spür- und erlebbar. Es gibt da so viele Details und Feinarbeiten, die zu einer gelungenen Audiodeskription am Schauspiel Leipzig beitragen, dass ich sie an dieser Stelle gar nicht alle aufzählen kann. Dennoch hier mal ein grober Überblick, was ich dazu bisher verstanden habe:

  • Nach Festlegung des Spielplans für eine neue Spielzeit setzt sich ein Team (u.a. bestehend aus Autorinnen/Autoren für die AD incl. mindestens einer blinden Person) zusammen und legt fest, für welche Stücke eine AD erstellt werden soll.
  • Wenn die Dramaturgie und der Ablauf des Stückes feststehen, wird (auch anhand des Drehbuches) ein Skript für die Audiodeskription erstellt. (Bspw. ist es notwendig, eine Beschreibung nur dann zu sprechen, wenn im Stück gerade _nicht_ gesprochen wird…)
  • Dieses Skript wird dann noch einmal von einem blinden Teammitglied kontrolliert und ggf. angepasst, um eine effektive und möglichst hilfreiche Beschreibung der Abläufe auf der Bühne zu gewährleisten.
  • Während der Proben wird zusätzlich eine Audioeinführung in das Stück erstellt. Diese enthält einen Überblick über das Stück, aber auch schon Ausschnitte der Sprechrollen, was eine leichtere Zuordnung der Stimmen der Schauspieler/Schauspielerinnen zu den Rollen ermöglicht. (Diese Audioeinführung wird nicht nur später vor der Aufführung über die AD-Empfänger abgespielt, sondern kann sogar schon im Vorfeld auf der Webseite [2] abgerufen werden, was dem potentiellen Publikum bei der Auswahl der Stücke hilft.)
  • Vor der jeweiligen Vorstellung hat man dann die Möglichkeit, bei einer
    (geführten) Bühnenbegehung die Aufbauten, Kostüme, den Ablauf u.s.w. zu erkunden.
  • Im Anschluss daran werden dann die Empfangsgeräte ausgegeben, erklärt und getestet. (Das hat bei den Stücken, die ich inzwischen besucht habe, auch immer hervorragend und zuverlässig funktioniert.)
  • Während der Vorstellung wird dann von der jeweiligen Sprecherin bzw.
    vom jeweiligen Sprecher die Live-Audiodeskription gesprochen und auf die Empfänger übertragen. (Dabei habe ich bisher immer die Erfahrung gemacht, dass ich durch diese Beschreibung – und mit Kenntnis der Bühne sowie der wichtigsten Stimmen – den Stücken ausgesprochen gut folgen und die Vorstellungen genießen konnte.)

In dem o.g. Podiumsgespräch habe ich nun erstmals so richtig verstanden, was alles zu diesem Gelingen und den positiven Erfahrungen beiträgt! Für mich hätte das Gespräch auch gern noch länger dauern können – da gäbe es sicher noch vieles zu erfahren, zu erklären und zu verstehen. Ich würde mich jedenfalls auf eine Fortsetzung freuen!

Die aktuellsten Informationen und Termine für Stücke mit Audiodeskription findet man, wie oben erwähnt, auf [2]. Eine allgemeinere Übersicht zum Thema „Inklusion am Schauspiel Leipzig“
gibt es auf [3].

PRAXIS: „CABARET“ MIT AUDIODESKRIPTION

Im Anschluss an das Podiumsgespräch konnte man dann am praktischen Beispiel erleben, was eine Vorstellung mit AD am Schauspiel Leipzig auszeichnet. Und zwar anhand des Musicals „Cabaret“ [4].

Zur Tastführung/Bühnenbegehung ab 18:10 Uhr hatten sich diesmal so viele Interessierte eingefunden, dass wir in zwei Gruppen zu je 20 Personen aufgeteilt wurden – eine geführt von Frau Maila Giesder-Pempelforth, die andere von Herrn Matthias Huber. Trotz des großen Andrangs konnte ich mir – nicht zuletzt aufgrund der umsichtigen und fürsorglichen Führung – einen guten Überblock über die Kulissen und die Kostüme verschaffen. Ein herzliches Dankeschön an die beiden „Guides“ sowie das gesamte Team der Bühnentechnik, die dies ermöglicht haben! Die Ausgabe und Inbetriebnahme der Empfänger (diesmal waren alle 45 im Einsatz!) hat wieder reibungslos geklappt, sodass ich ab 19:00 Uhr der Audioeinführung lauschen konnte.

Das Stück begann dann pünktlich um 19:30 Uhr, die Audiodeskription entsprechend kurz vorher.
Die AD wurde dieses Mal von Frau Beatrix Hermens gesprochen. Wohl aufgrund meiner neu erworbenen Kenntnisse über die wichtigsten Punkte bei einer AD ist mir dabei dann besonders aufgefallen, wie großartig diese Beschreibung gewesen ist! Nicht nur die wunderbar einfühlsamen Erklärungen, sondern auch das perfekte Timing der AD haben mich total begeistert!

Insgesamt möchte ich noch einmal sagen, welch großen Respekt ich vor allen an der Audiodeskription am Schauspiel Leipzig Beteiligten habe! Daher will ich hier mal die wichtigsten Protagonisten namentlich erwähnen: Matthias Döpke [5], Florian Eib [6], Maila Giesder-Pempelforth [7], Beatrix Hermens [8], Matthias Huber [9], Ina Klose [10], Renate Lehmann [11], Pernille Sonne [12]. Und natürlich gehören dazu noch viele andere Menschen, die ich hier nicht aufzählen konnte (beim Ticket-Verkauf, bei der Erstellung und Pflege der Webseiten, die Schauspieler und Schauspielerinnen, die Verantwortlichen für die Technik etc.). Durch das gemeinsame Engagement all dieser Leute wird die AD am Schauspiel Leipzig erst möglich, erlebbar und zum hilfreichen Genuss!

DER FACHTAG

Ich hatte eher zufällig vom Fachtag zum Thema „Audiodeskription im Theater“ am 18. November 2023 erfahren und mich spontan entschlossen, daran teilzunehmen.

Zu diesem Fachtag fanden sich 35(!) Menschen ein. Alle – bis auf mich – „vom Fach“, also von Projekten, die an diesem Thema arbeiten. Es waren Leute aus ganz Deutschland (Berlin, Dresden, Braunschweig, Freiburg(?), natürlich aus Leipzig…) und sogar aus den Niederlanden vertreten, um sich über Erfahrungen, Schwierigkeiten, Lösungsansätze u.v.a.m. auszutauschen. Den ganzen Tag über gab es einen regen Erfahrungsaustausch u.a. zu den Komplexen „Hörbeschreibung und diversitätssensible Sprache“, „Qualitätsstandards“ und „Vernetzung“. Beim Zuhören und Mitreden ist mir extrem deutlich aufgefallen, mit wieviel Liebe, Sachkenntnis, Genauigkeit und Orientierung am Wesentlichen an dem Thema „Audiodeskription im Theater“ gearbeitet wird!

Es ist sehr beeindruckend, welche Anforderungen die Beteiligten an sich und die Qualität ihrer Arbeit stellen, wie viele Gedanken sie sich machen, wieviel Energie, Fleiß und nicht zuletzt Zeit sie investieren – und dass sie dabei doch stets v.a. uns Betroffene im Block haben! Einfach beeindruckend!

(Die Vorstellung von „Das kalte Herz“ [13] zum Abschluss des Fachtages mit Tastführung, Audioeinführung und der – wie ich mir sicher bin – ebenfalls großartigen Audiodeskription von Florian Eib konnte ich dann (wegen Müdigkeit) leider nicht mehr besuchen, werde dies aber zu einem späteren Termin nachholen!

WICHTIG: INKLUSIONSPATEN

Beim o.g. Podiumsgespräch wurde auf ein Projekt hingewiesen, auf welches auch ich in diesem Rahmen gern noch einmal aufmerksam machen möchte: Die „Inklusionspaten“ [14]. Dieses Projekt vernetzt einen Pool von sehenden ehrenamtlichen Freiwilligen mit blinden oder seheingeschränkten Personen, um diesen durch eine Begleitung den Zugang zu Kulturveranstaltungen zu erleichtern. Wer also als blinder oder sehbehinderter Mensch eine Begleitperson für eine Kulturveranstaltung, für eine Freizeitaktivität oder auch im Alltag sucht, findet auf [15] die notwendigen Informationen. Wer selbst gern ehrenamtlich bei diesem Projekt helfen, es anderweitig unterstützen oder andere Leute darauf aufmerksam machen möchte, sei auf [16] verwiesen. Und wenn jemand selbst eine geeignete Veranstaltung plant oder durchführt, oder von einer solchen Veranstaltung weiss, kann sich auf [17] genauer informieren. Dieses Projekt wird inzwischen von Frau Susann Hanske vom Blinden- und Sehbehindertendienst der Diakonie Leipzig [18] organisiert und betreut. Vielen Dank für diese Arbeit!

UNTERSTÜTZUNG DER UNTERSTÜTZER

Häufig habe (sicher nicht nur) ich (nicht nur mich) gefragt, was denn wir Betroffene tun können, um alle diese so wichtigen und sinnvollen Angebote zu unterstützen. Wie können wir also helfen, sie zu erhalten und zu fördern?

Die Antworten, die ich am häufigsten auf diese Frage bekommen habe, waren:

  • Bitte die Angebote nutzen!
  • Gern Feedback geben (sowohl Kritik, Wünsche und Verbesserungsvorschläge, aber gern auch positive Rückmeldungen)!
  • Die Angebote bekannt machen und weiter empfehlen!

Eine weitere Möglichkeit, sich für die wertvollen Angebote – die oft ehrenamtlich, und immer mit viel Einsatz, Verständnis und empathischer Hilfsbereitschaft gemacht und aufrecht erhalten werden – sehe ich noch: Spenden! (Auch wenn dies bisher, meiner Erinnerung nach, niemand von den Beteiligten so ausdrücklich erwähnt hat, denke ich doch, dass man auch durch eine finanzielle Unterstützung viel Gutes bewirken kann.)

Daher hier zwei Hinweise:

  • Wer die vielfältigen Angebote zum Thema Inklusion (und damit auch die
    Audiodeskription) am Schauspiel Leipzig unterstützen möchte, findet auf [19] (unten) die relevanten Daten.
  • Hinweise für Spenden an den Blinden- und Sehbehindertendienst der Diakonie Leipzig (der neben dem o.g. Projekt der Inklusionspaten noch viele weitere Möglichkeiten der Unterstützung für uns Betroffene bietet) finden sich auf [18] (ganz unten!).

(geschrieben von Heiko Degenhardt)

Bericht: Online-Veranstaltung „Hör zu – Das Studio des dzb lesen stellt sich vor“

Am 31.08.23 führte das dzb lesen eine Online-Veranstaltung mit dem Thema „Hör zu – Das Studio des dzb lesen stellt sich vor“ durch, über die ich hier kurz berichten möchte:

Die Veranstaltung war im Vorfeld u.a. per Mail und auch auf der Webseite des dzb lesen angekündigt worden [1]. Sie wurde als Zoom-Meeting durchgeführt. Eine Teilnahme konnte über die Zoom-App, einen Webbrowser oder auch per Telefoneinwahl erfolgen.

Soweit ich es richtig mitbekommen habe, fanden sich pünktlich um 17:00 Uhr über 60(!) Interessierte aus ganz Deutschland im virtuellen Besprechungsraum ein.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Prof. Dr. Thomas Kahlisch, den Direktor des dzb lesen, übernahm dann Frau Jana Lorenz die Gesprächsleitung.

Als Gäste hatten sich einige bekannte Sprecherinnen und Sprecher von Hörbüchern aus der dzb-Bibliothek vor Ort in der dzb lesen eingefunden:

Simone Cohn-Vossen, Anke Stoppa, Volker Behr, Peter Komarowski, Günter Schoßböck und Florian Eib. Als Fachmann für die Technik und die Aufnahmen im Studio war Herr Khrystian Furmanek, der Toningenieur im dzb lesen, dabei. Frau Kristin Förster war v.a. für Technik der Veranstaltung und für die Kommunikation mit den Zuhörerinnen und Zuhörern verantwortlich. (Natürlich gab es zusätzlich noch viele helfende Hände im Hintergrund, die ich hier leider nicht namentlich erwähnen kann.)

Es entwickelte sich ein (aus meiner Sicht) äußerst angenehmes, kurzweiliges, interessantes und sachkundiges Gespräch mit vielen spannenden Schilderungen und auch vielen humorvollen Anekdoten aus der Praxis. Man erfuhr etwas über die Abläufe beim Einlesen, die Vor- und Nachbereitungen, die Auswahl der Bücher, über die Pflege der Stimmen, über technische Hintergründe und Besonderheiten im Studio u.v.a.m.

Ich war und bin besonders beeindruckt davon, mit wieviel Einfühlungsvermögen, Kompetenz und Interesse, aber vor allem auch Empathie und Verständnis für die verschiedenen Bedürfnisse ihres Zielpublikums die Sprecherinnen und Sprecher, sowie der Toningenieur bei ihrer Arbeit beim Einlesen der Hörbücher vorgehen! Und, natürlich, wieviel Herzblut, Aufwand, Engagement sowie auch technisches Knowhow letztlich in den Aufnahmen steckt.

Diese Veranstaltung hat mir dies alles wunderbar vermittelt. Ebenso gab es die Möglichkeit, Fragen zu stellen, Feedback zu geben und Rücksprache zu halten – per Chat oder mündlich. Eine sehr schöne Möglichkeit, wie ich finde!

Eine Aufzeichnung all dessen soll es dann ebenfalls bald geben. Sie wird ab etwa Mitte September auf dem Youtube-Kanal des dzb lesen zu finden sein [2]. Für alle, die sich gern mal einen Überblick verschaffen wollen, dürfte dies eine gute Möglichkeit sein.

Wichtig ist mir noch der folgende Hinweis: Alle Beteiligten waren und sind sehr an Rückmeldungen und Feedback von uns Hörerinnen und Hörern interessiert! Also Lob und Kritik sowie Vorschläge für eventuell lesenswerte Bücher sind ausdrücklich willkommen! Damit können wir alle helfen, diese tollen Angebote weiter zu verbessern.

Und: Wenn mir zukünftig mal wieder jemand auf einem Fahrrad begegnet – murmelnd, schmatzend oder genüsslich ein möglicherweise gar nicht vorhandenes Brot kauend – dann werde ich nicht mehr verwirrt oder verständnislos den Kopf schütteln. Schließlich könnte es sich dabei ja um die Aufwärmübungen vor dem Einlesen eines Hörbuchs an der dzb lesen handeln…

Abschließend also von mir ein riesengroßes Lob und ein herzliches Dankeschön an das dzb lesen sowie an alle Beteiligten für ihre tolle Arbeit und für diese wirklich gelungene Veranstaltung!

[1] https://www.dzblesen.de/ueber-uns/news-publikationen/aktuelles-und-termine/termin/hoer-zu-das-studio-des-dzb-lesen-stellt-sich-vor

[2] https://www.youtube.com/@dzblesen8527

(geschrieben, Heiko Degenhardt)

 

Teilhabepreis 2023 – Stadt Leipzig

Die Stadt Leipzig verleiht in diesem Jahr zum dritten Mal den Teilhabepreis. Mit dem Teilhabepreis werden Aktivitäten in der Stadt Leipzig ausgezeichnet, die Teilhabe und Inklusion von Menschen mit Behinderungen in besonderer Weise befördern.

Es können sich Einzelpersonen, Personengruppen oder ganze Organisationseinheiten aus allen gesellschaftlichen Bereichen für den Teilhabepreis bewerben. Die Aktivitäten müssen bereits umgesetzt sein. Ideen und Konzepte werden nicht berücksichtigt. Die Aktivitäten müssen im Stadtgebiet Leipzig durchgeführt werden.

Bewerbungen können bis zum 27. Juli 2023 eingereicht werden. Die drei besten Projekte werden im Oktober vom Oberbürgermeister mit Geldpreisen im Wert von insgesamt 10.000 Euro ausgezeichnet.

Das Bewerbungsformular ist im Internet unter www.leipzig.de/teilhabepreis veröffentlicht. Hier werden auch Informationen zum Auswahlverfahren und zu den Preisträgerinnen und Preisträgern von 2021 bereitgestellt.

Rückfragen senden Sie bitte an: teilhabepreis@leipzig.de oder melden sich telefonisch unter 0341-123 – 4500.

 

„Anatevka“ mit Audiodeskription und Tast-Parcours

Ich habe am Sonntag, den 12.03.23, zusammen mit meiner Lebenspartnerin die Vorstellung von „Anatevka – Der Fiedler auf dem Dach“ [1] in der Musikalischen Komödie der Oper Leipzig besucht und dabei die von der Oper Leipzig angebotenen Möglichkeiten einer Live-Audiodeskription und eines „Tast-Parcours“ [2] genutzt.

Und ich muss sagen: Ich bin noch immer begeistert von der gesamten Veranstaltung!

Es ist schwer für mich, zu schätzen. Aber ich würde sagen, dass sich zum Termin um 13:30 Uhr etwa 30-50 blinde bzw. seheingeschränkte Menschen (ggf. mit Begleitperson) eingefunden hatten. Manche kamen aus Leipzig, viele aber auch von außerhalb (Dresden, Chemnitz, Erzgebirge…).

Begrüßt wurden wir durch Herrn Rose (den Direktor der Musikalischen Komödie), durch Frau Anke Nicolai, (die Fachfrau für die Live-Audiodeskription) sowie durch weitere Verantwortliche und Beteiligte der Aufführung. Schon diese Begrüßung fand ich ausgesprochen herzlich, empathisch, liebenswürdig, auch humorvoll und v.a. sehr auf die besonderen Bedürfnisse blinder und seheingeschränkter Menschen eingehend. So stellten die Beteiligten bspw. nicht nur ihre Berufe und ihre Funktion im Hinblick auf die Veranstaltung vor, sondern beschrieben auch (teilweise wohltuend augenzwinkernd) ihr Aussehen, ihre Statur, ihre Kleidung etc., sodass man sich selbst ein ungefähres Bild machen konnte – sehr sympathisch!

Nach einer kurzen Erklärung des Ablaufs hatten wir dann die Möglichkeit, im Rahmen eines „Tast-Parcours“ die Bühnenaufbauten, die Kostüme und weitere Requisiten kennenzulernen.

Und hier folgte für mich die nächste schöne Überraschung:

Auf bzw. hinter der Bühne wurden wir sogar von Mitwirkende der Aufführung begrüßt, die sich bereitgefunden hatten, mit uns Gespräche zu führen, Fragen zu beantworten und Erklärungen zu geben. Und das kurz vor dem Auftritt – also zu einer Zeit, wo ich selbst vermutlich vor Lampenfieber und Aufregung mit überhaupt niemandem mehr wirklich sinnvoll reden könnte…

So hatte ich bspw. Gelegenheit, mit Frau Olivia Delauré (spielt im Stück die Tochter Zeitel und war selbst noch im „Schmink-Mantel“, wie sie sagte) über einige Szenen und Besonderheiten im Ablauf des Stückes zu sprechen. Und Herr Günter Schoßböck (spielt den Wachtmeister und könnte einigen schon von der Stimme her bekannt sein, da er viel für die DZB gelesen hat) hat mir – bereits im Wachtmeister-Kostüm – die „Kneipe“ gezeigt und beschrieben.

Leider konnte ich mir nicht alle Namen der Beteiligten merken, die uns hier so freundlich, kompetent, offen und ausgiebig die wesentlichen Fakten zum Aufbau der Bühne, zur Bühnen- und Lichttechnik, zum Stück, zu den Kostümen und Requisiten u.v.a.m. erklärt und beschrieben haben – obwohl ich mich am liebsten bei allen persönlich bedanken möchte!

Jedenfalls hat mir die Möglichkeit, dies alles schon erfahren und kennengelernt zu haben, später während der Vorstellung geholfen, mir die jeweiligen Szenen besser vorstellen zu können.

Und natürlich war und bin ich noch immer besonders begeistert von der Live-Audiodeskription! Diese hat sowohl von der Technik als auch von Organisation und Durchführung her ausgesprochen gut und zuverlässig funktioniert. Ich bin wirklich beeindruckt, wie gut es Frau Anke Nicolai und ihrem Team gelungen ist, die Optik und die Abläufe des Geschehens so bildlich, unaufdringlich, sympathisch und liebenswert zu beschreiben – einfach genial! Da merkte man die jahrelange Erfahrung von Frau Nicolai beim Thema „Live-Beschreibungen“. Vor allem habe ich da eine Herzlichkeit, Empathie und Zugewandtheit wahrgenommen sowie das ernsthafte Interesse, die gesamte Veranstaltung (einschließlich der abschließenden Verbeugungen der Künstler und einer sehr emotionalen Verabschiedung eins Ensemble-Tänzers nach der Vorstellung) auch für uns Blinde bzw. Sehgeschädigte spürbar, fühlbar, ja erlebbar zu machen!

Das alles – in Verbindung mit der wunderbaren Musik, mit der humorvoll-traurigen, emotionalen Thematik des Stückes, mit den hervorragend gesprochenen Texten und natürlich ebenso mit den tollen Chören und dem ausgezeichneten Orchester – hat sicher nicht nur mir einen unvergesslich schönen Nachmittag und Abend bereitet, für den ich mich nur immer wieder gern bei allen Verantwortlichen, Mitwirkenden und anderen Beteiligten bedanken kann!

Und: Man muss noch bedenken, dass dies das erste Mal war, dass die Musikalische Komödie die Möglichkeit der Live-Audiodeskription angeboten hat! Möglich, dass dabei nicht alles für alle Anwesenden optimal gelaufen sein mag. Aber ich selbst wüsste nicht, was ich noch verbessern würde…

Von mir also eine ganz klare Empfehlung für diese und ähnliche Möglichkeiten! Letztlich ist es ja auch für die, die so etwas planen, organisieren und durchführen, wichtig, dass möglichst viele Interessierte dann auch solche Angebote wahrnehmen…

Daher schon einmal als Vorankündigung: Soweit ich es verstanden habe, wird im September „Anatevka“ nochmals mit Audiodeskription geboten (in der Musikalischen Komödie). Und im Dezember dann wohl „Die Zauberflöte“ in der Oper, ebenfalls mit Audiodeskription.

Soweit von mir.

Mit freundlichen (und noch immer begeisterten!) Grüßen aus Leipzig, Heiko Degenhardt.

[1]

https://www.oper-leipzig.de/de/programm/anatevka-der-fiedler-auf-dem-dach/578

[2] https://www.oper-leipzig.de/de/audiodeskription

Parktikumsbreicht

In der letzten Ferienwoche (24.08.- 28.08.2020) machte ich ein Ferienpraktikum im Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e. V. (BSVS) in Leipzig. Das ist ein Verein für blinde und sehbehinderte Menschen, der sie unterstützt und Aktivitäten wie gemeinsame Ausflüge oder Treffs (Tischball, Tandem, Museum, Bowling u.s.w.) anbietet.

Eigentlich wollte ich dort in der 9. Klasse mein zweiwöchiges Schülerpraktikum machen, aber durch Corona fiel das aus. Weil ich wissen wollte, wie es ist, in diesem Verein zu arbeiten, fragte ich nach, ob ein Ferienpraktikum möglich wäre. Dafür musste ich mit meinen Eltern ein Formular über Datenschutz und Schweigepflicht über persönliche Informationen unterschreiben.

Am Montag, den 24. August war ich mit einer Kollegin im Außendienst. Da besucht man blinde oder sehgeschädigte Leute, redet mit ihnen und unterstützt sie bei alltäglichen Dingen, zum Beispiel beim Einkaufen, Arzt- oder Amtsbesuchen.

Dienstag war ich von 9 Uhr bis 18 Uhr im Büro in der Beratungsstelle. Hierher kommen Personen, wenn sie neue Hilfsmittel brauchen oder wenn sie Fragen über das Leben mit Sehproblemen haben oder wenn sie auf einmal damit konfrontiert werden und nicht wissen, wie sie ihr weiteres Leben gestalten sollen. Ich durfte Quittungen stempeln und bei einer Vorstandssitzung dabei sein. Außerdem konnte ich auch bei einem Beratungsgespräch mit dabei sein.

Wieder im Außendienst war ich am Mittwoch. Leider war das ein stürmischer Tag, so konnten wir nicht viel unternehmen und machten einen kleinen Spaziergang.

Am Donnerstag war ein Segelnachmittag, zu dem man sich anmelden konnte. Am Cospudener See konnten wir mit erfahrenen Seglern in See stechen und etwas über das Segeln erfahren. Hinterher gab es gegrillte Bratwurst im Brötchen.

 Das Bild ist aus der Normalperspektive aufgenommen und baut sich vom Vordergrund nach hinten wie folgt auf: dunkelblauer See und eine grüne Waldkante nehmen ein Drittel des Bildes ein. Auf dem restlichen Teil des Bildes befindet sich blauer Himmel mit großen weißen Wolken. Ein Kielboot, mit leuchtendem weißem Großsegel, fährt im Bild von rechts nach links. An Bord sind ein Segelschüler, welcher auf dem Bug kniet und im Heck sitzen zwei erfahrene Skipper und zwei Segelneulinge. Versetzt hinter dem Kielboot fährt von links nach rechts das Rettungsmotorboot, gesteuert von zwei Mitgliedern der Jugendgruppe des Cospudener Yachtclub Merkkleeberg e.V.
Foto: BSVS/Freytag-Liebing

Den letzten Praktikumstag verbrachte ich von neun bis zwölf Uhr in der Beratungsstelle, wo ich mir Hilfsmittel anschauen und ausprobieren durfte, zum Beispiel einen Computer mit speziellen Einstellungen (Ansage, was man schreibt) und einem Braillefeld (Geschriebenes am Computer unter Tastatur in Brailleschrift abgebildet), Braillebuchstaben (Buchstaben für die „Blindenschrift“) und eine Punktschriftmaschine.

Das war ein interessantes Praktikum mit neuen Erfahrungen. Besonders gut gefallen hat mir der Segelnachmittag, denn ich war vorher noch nie segeln. Mein längster Praktikumstag war am Dienstag in der Beratungsstelle. Obwohl es ein sehr langer Tag war; hatte ich viel Spaß, da ich viele neue Sachen erfahren habe und auch viele Fragen hatte. Im Büro war es sehr interessant, weil es dort viele Hilfsmittel gab, die bei Beratungen gezeigt und angeboten werden. Ebenfalls interessant war der Außendienst, weil man persönlich betroffene Personen unterstützt.

Ich würde euch allen ein Praktikum in Bereichen, die ihr besser kennenlernen wollt, empfehlen.

(Quelle: Jasmin)